Cap Anamur-Flüchtlinge in Bremen

■ Übernachtung in der Stadthalle / Van Nispen kritisiert Cap Anamur

Wenn alles geklappt hat, wie es geplant war, dann ruhen sich die 350 Flüchtlinge aus Bosnien, die an Bord der Cap Anamur aus dem Kriegsgebiet bis Lissabon geflohen waren, zur Stunde in der Bremer Stadthalle aus. Eine Maschine der Air France hat sie aus der portugiesischen Hauptstadt nach Hamburg geflogen. Dort landeten sie gestern gegen 21.45 Uhr und wurden in Bussen nach Bremen gebracht. Bis zum späten Nachmittag war noch versucht worden, die Maschine direkt nach Bremen umzuleiten. Doch die Air France hat mit dem Flughafen HH-Fuhlsbüttel einen Wartungsvertrag für ihre Maschinen.

In der Bremer Stadthalle wartete für die Flüchtlinge, darunter 200 Kinder, ein Notlager. Heute werden sie die formalen Grenzkontrollen des Bundesgrenzschutzes über sich ergehen lassen müssen, morgen sollen sie dann nach dem Länderschlüssel, der im Asylverfahrensgesetz angewendet wird, auf die Bundesländer verteilt werden. „Zwischen drei und zehn Personen werden in Bremen aufgenommen“, erklärte gestern die Sprecherin des Innensenators, Merve Pagenhardt. Formal beträgt die Bremer Quote ein Prozent, „aber Großfamilien werden wir nicht auseinandereißen“, sagte Pagenhardt.

Innensenator Friedrich van Nispen kritisierte gestern die Flüchtlingsaktion des Komittees Cap Anamur. „Was sich Herr Neudeck da geleistet hat, ist unverantwortlich“, sagte er. „350 Menschen in so eine Nußschale zu pferchen, ist skandalös.“ Es gehe nicht an, daß solche Leute mit großem publizistischen Aufwand solche Rettungsaktionen starteten, „und wir haben dann die ganze Arbeit damit.“ mad