Drogenstrich ab November verlegt

■ Innenbehörde sucht neuen Standort / Sozialressort will Betreuung ausweiten

Spätestens im November soll der Drogenstrich Friesenstraße aufgehoben und verlagert werden. Das kündigte gestern Innensenator Friedrich van Nispen (FDP) an. Als neue Standorte kommen zwei Straßen in Frage: Die Straße Am Holzhafen in Walle und die Straße Am Hohentorshafen in Woltmershausen.

„Wir haben dort eine Art modifiziertes Utrechter Modell vor“, erklärte van Nispen weiter. Stellboxen für die Autos der Freier, wie in der holländischen Stadt, werde es nicht geben, dafür eine Betreuung der Prostituierten zwischen 20 Uhr und 2 Uhr morgens an sieben Tagen der Woche. Die Behörde verspricht sich davon eine Entzerrung von Drogenhandel und Prostitution, wie sie derzeit im Steintor konzentriert auftritt.

Beide möglichen neuen Standorte erfüllen mehrere „Sicherheitskriterien“: Sie sind nur als Sackgasse zu benutzen, so daß potentielle Freier zweimal den Betreuungsbus passieren müssen, der als Nadelöhr ins Eingangsgebiet des Striches gestellt werden soll. Diese Logistik hat nach Ansicht der Behörde einen gewissen Kontrolleffekt. „Die meisten der Freier kommen mit dem Auto“, sagt der für die Planung zuständige Kriminaloberrat Eckard Mordhorst. Außerdem werden sowohl im Betreuungsbus als auch in der unmittelbaren Umgebung Telefone stehen.

Beide Straßen liegen außerdem außerhalb von Wohngebieten und sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln relativ einfach zu erreichen. „So vermeiden wir, daß die Wohnbevölkerung belästigt wird“, sagte van Nispen.

In Ergänzung zu der Verlegung des Striches wird die Sozialbehörde eine medizinische und soziale Betreuung der Frauen zu den „Öffnungszeiten“ des Striches garantieren. Wie der Bremer Drogenbeauftragte Guus van der Upwich erklärte, soll gleichzeitig mit der Verlegung des Striches das niedrigschwellige Methadonprogramm ausgeweitet sowie 15 betreute Wohnenplätze zusätzlich in der Hansestadt eingerichtet werden. Derzeit werden etwa 50 Drogenabhängige und Ehemalige in solchen Projekten in Bremen betreut. Die Haushaltsmittel für diese Ergänzungsmaßnahmen sind im Haushalt festgeschrieben und warten auf Absegnung. „Allerdings haben wir noch keinen Wohnraum“, räumte van der Upwich ein. Und Stellen für die Betreuung gibt es auch keine. „Da fangen wir mit Honorarstellen an“, sagt van der Upwich. Zusätzlich soll ein Hearing über Drogenprävention über neue Möglichkeiten der Vorsorge Aufklärung schaffen.

250.000 Mark wird sich Bremen die Verlagerung des Drogenstriches Kosten lassen, 60.000 Mark davon muß für einen geeigneten Betreuungsbus oder einen Container veranschlagt werden. Parallel zu der „Eröffnung“ des neuen Striches wird in der Friesenstraße ordnungspolizeilich geräumt: Verstöße gegen die Sperrgebietsverordnung werden dann rigoros verfolgt.

In den nächsten zwei bis vier Wochen erwartet van Nispen eine Stellungnahme der betroffenen Beiräte. Weitere zwei bis vier Wochen sollen dann bis zur Senatsentscheidung vergehen, „und dann gibt es noch eine Übergangszeit für die Damen, die etwa vier Wochen lang Zeit haben werden, sich umzustellen“, kündigte van Nispen an. Insgesamt also noch 10 bis zwölf Wochen, bevor der Strich verlagert wird.

Für den Fall, daß die Beiräte nicht mitspielen, hat der Innensenator auch schon eine Lösung parat: „Dann entscheide ich.“

„Ich bin froh, daß nun der Eindruck der Tatenlosigkeit, der sich in der Bevölkerung breit gemacht hat, widerlegt werden kann“, erklärte in einer ersten Stellungnahme der innenpolitische Sprecher der Grünen, Martin Thomas. Voraussetzung für ein Gelingen der Aktion sei aber die „lückenlose Betreuung der Frauen.“ Auch Roswitha Erlenwein (CDU) äußerte sich zufrieden über das Konzept der Innenbehörde. „Das ist zwar keine Lösung des Problems, aber ein akzeptabler Ausweg“, sagte sie. mad