Mr. Laurel und Mr. Hardy

■ Das Sputnik-Team zeigt im Xenon eine sechsteilige Laurel&Hardy-Reihe

Wir hatten Spaß, und wir machten eine Menge verrückter Dinge in unseren Filmen«, erzählte einmal Oliver »Babe« Hardy, »aber wir waren immer auch wahrhaftig. Selbst, wenn wir die kürzesten Filme drehten, versuchten wir es zu sein.« Short stories von Menschen, mit denen sich jeder identifizieren kann. Hal Roach, hundertjähriger Hollywood-Film-Veteran und Erfinder des Duos, bringt das Erfolgsgeheimnis seiner unzähligen Comedies auf den Punkt: »Eine halbe Stunde Film kann man auf zwanzig verschiedene Arten witzig gestalten. Wenn man aber fünf oder zehn Minuten dranhängt, wird es riskant.«

Hierzulande verbannten Unwissende das subversive Comedy-Duo als »Dick und Doof« ins TV-Vorabendprogramm: das Komische gleichgesetzt mit dem Harmlosen. Damit Witz und Subversion, heilige Verwandte des Komischen, nicht weiter verbotene Früchte bleiben, widmet das Sputnik-Team den genial-anarchischen Clowns eine kleine Reihe mit sechs Stumm- und Tonfilmen im Xenon: »Laurel and Hardy's Family« und »Laurel und Hardy machen Ferien«.

Laurel und Hardy variieren in ungewöhnlicher Vielfalt Durchschnittstypen: Tramps, kleine Geschäftsleute, lustlose Ehemänner, Soldaten und Matrosen. Was sie sich auch vornehmen, es endet im Chaos: demoliertes Mobiliar, einstürzende Türen, zerschlagenes Porzellan, aufgebrachte Kellner, frenetisch kreischende Ehefrauen und Torten, Torten überall. Wie kleine Kinder sauen sie mit Lust herum.

»Man o' War« (1929) gehört zu ihren wunderbarsten Komödien. Stan und Ollie sind zwei schnieke Matrosen, die Ferien machen. Sie treffen zwei Mädchen und gehen mit ihnen in einen Vergnügungspark nahe eines Sees. Das Unangenehme ist: sie besitzen nur 15 Cents. Ollie entwickelt sofort einen Plan, um die kitzlige Situation zu meistern. Die Sache mit den 15 Cents geht natürlich nicht gut aus. Am Ende treibt es jeder und jede mit allen bei einer wilden Wasserschlacht auf dem See.

In »Their Purple Moment« (1928) versuchen Stan und Ollie, von ihren dominanten Ehefrauen auszubüchsen. Sie sollen ein Varieté besuchen. Aufgestöbert von ihren zänkischen Frauen flüchten sie, nicht ohne wieder die gräßlichsten Situationen heraufzubeschwören. So ergeht es ihnen immer... Und die schlimmsten Dinge stoßen Stan Laurel zu: Er muß sehen, wie er mit 15 Cent eine Rechnung von 30 Cent bezahlt (»Man o' War«). Niemandem ist irrwitzigere Verzweiflung ins Gesicht geschrieben als dem schmächtigen Clown.

Laurel sagte einmal, daß Chaplin und Harold Lloyd zwar die großen und berühmten Filme gemacht haben und er und »Babe« Hardy nur die kleinen, billigen. Aber ihre kleinen, billigen wurden von mehr Leuten während eines Jahres gesehen als die anderen zusammen. Tausendmal ist der Komiker gefragt worden, was denn ihren Erfolg ausgemacht habe, — was das Komische sei. Und Laurel hat wohl immer ähnlich geantwortet: Wie solle er das analysieren? Alles, was er darüber wüßte, sei, wie er Menschen zum Lachen bringe.

Stan und Ollie sind wie Chaplin und die Monroe längst Alltagsmythen. Auch an entlegenen Orten: Stan Laurel und »Babe« Hardy machten oft gemeinsam Urlaub. So kamen sie eines Tages nach China. Sie waren im Zentrum des Landes angelangt und besuchten einen buddhistischen Tempel. Die Mönche luden Laurel und Hardy ein, sich den Altar anzusehen. Als sie in den heiligen Raum traten, bot sich ihnen ein verblüffendes Bild: In den schönsten Farben prangte eine Fotografie von Stan und Ollie. Yvonne Rehhahn

»Laurel and Hardys Family«, »Laurel und Hardy machen Ferien«, OF, 19 und 21.30 Uhr im Xenon Kino, Kolonnenstraße 5