Für Diepgen wäre Thierse eine »Herausforderung«

■ CDU zollt SPD-Chef in spe Respekt/ SPD-Streit um Thierse und Staffelt geht weiter/ Ostberliner Kreisverbände unterstützen Kandidatur

Berlin. Mehrere SPD-Politiker vom linken Flügel haben gestern davor gewarnt, bereits jetzt den Spitzenkandidaten für die Abgeordnetenhauswahlen im Jahr 1995 zu bestimmen. »Das Wenigste, was wir jetzt brauchen, ist eine Diskussion über Spitzenkandidaten«, sagte Landesschatzmeister Klaus-Uwe Benneter. Er widersprach damit der Forderung von SPD-Rechten, bei einer Wahl des Ostberliners Wolfgang Thierse zum Parteichef gleichzeitig Fraktionschef Ditmar Staffelt zum Spitzenkandidaten zu küren.

Diese Diskussion sei »nicht sehr witzig«, sagte auch der Bundestagsabgeordnete Gerd Wartenberg zur taz. Thierses Entscheidung werde nicht erleichtert, »wenn jetzt hunderttausend Leute Bedingungen stellen«. Nach Wartenbergs Angaben war die Frage der Spitzenkandidatur auch Thema in einem Gespräch, zu dem sich Staffelt, Thierse und Wartenberg am Mittwoch abend getroffen hatten. In der Dreierrunde sei aber »nichts festgelegt« worden, »keiner« habe »Bedingungen gestellt«.

Die Vertreter der elf Ostberliner Kreisverbände sagten Thierse unterdessen zu, ihn im Falle einer Kandidatur für das Parteiamt »vorbehaltlos« zu unterstützen. In einer Runde der Ostkreisverbände am Mittwoch abend hätten ihm die Anwesenden zugleich »mehrheitlich abgeraten«, neben dem Parteiamt auch »die Spitzenkandidatur anzustreben«, sagte der Treptower SPD-Chef Dieter Schmitz.

Thierse will erst am Montag öffentlich verkünden, ob er dem Ruf der Partei folgen will. Der Regierende Bürgermeister und Berliner CDU-Chef Eberhard Diepgen zollte seinem potentiellen Konkurrenten bereits Respekt: Würde Thierse SPD-Chef, wäre das für die CDU im Ostteil eine »Herausforderung«, meinte Diepgen. hmt