Ernst-Busch-Haus steht vor Räumung

■ Alteigentümerin meldet Besitzanspruch an/ PDS und Busch-Fans sprechen von einer »Liquidierung«/ Bettina Wegner singt gegen die Räumung

Pankow. Gerade zweieinhalb Jahre nach der Wiedereröffnung wird das Ernst-Busch-Haus in Pankow zum Ende dieses Monats geschlossen. Der Grund: Alteigentümer haben einen Rückgabeantrag für das Haus gestellt; angeblich soll dort ein Baumarkt entstehen. Ernst-Busch-Fans und die PDS haben die Auflösung der Gedenkstätte dagegen als »Liquidierung« kritisiert und zur Verteidigung der Gedenkstätte aufgerufen. Der Bundesregierung und dem Senat gehe es darum, »Kultur und Kunst der DDR und der Arbeiterbewegung auszumerzen«, heißt es in einer Erklärung der PDS. Bettina Wegner und andere Künstler wollen gegen die Auflösung mit einer Veranstaltungsreihe demonstrieren.

Die Gedenkstätte für den Schauspieler und Sänger Ernst Busch, bekannt vor allem durch den Brecht- Dudow-Film »Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt«, war erst im Januar 1990 als »Werkstatt des Instituts für Darstellende Kunst« eröffnet worden. Zunächst hatte die Akademie der Künste Schwierigkeiten, das Haus zu finanzieren. Der Vorschlag des Archivleiters der Akademie, Volker Kahl, das Busch-Haus als Zentrum für kulturelle Stadtteilarbeit, finanziert vom Bezirk Pankow, zu erhalten, scheiterte am Desinteresse des Kulturstadtrats. Nachdem bekannt wurde, daß die Alteigentümerin einen Rückgabeantrag gestellt hatte und das Haus nicht verkaufen wollte, sind dem Senat die Hände gebunden. Auch der Plan der Akademie, die Gedenkstätte in eine wissenschaftliche Begegnungststätte umzuwandeln, hatten sich damit erledigt.

Rainer Klemke, Pressesprecher des Kultursenators, erklärte, daß, auch wenn das Haus zum Verkauf stünde, keine finanziellen Mittel zum Erwerb vorhanden seien. »Wir fördern die Einrichtungen, in denen Kultur wirklich stattfindet.« Das Ernst-Busch-Haus sei dabei, eine Kultstätte für PDS-Anhänger zu werden. Millioneninvestitionen seien für ein Haus, das monatlich von 5 bis 15 Besuchern aufgesucht werde, nicht gerechtfertigt. Nach Auskunft Klemkes werden das Tonbandarchiv und die Einrichtung des Hauses, in dem Busch bis zu seinem Tode 1980 lebte, in das Archiv der Akademie der Künste überführt.

Volker Kahl von der Akademie bezeichnete es als »böswillig« in diesem Zusammenhang von einer »Liquidierung« zu sprechen. Anfang 1993 werde eine Stiftung für alle Archive der AdK eingerichtet. Kahl kritisierte die derzeitige Diskussion um die Auflösung der Gedenkstätte.

Das sieht Erwin Burkert als »Busch-Fan« und »Linker«, wie er selbst sagt, ganz anders. Es gäbe seiner Meinung nach eindeutig politische Gründe, das Haus zu schließen. Der Senat sei gegen den Erhalt der Gedenkstätte, sagte der ehemalige Dokumentarfilmer und Freund des Schauspielers, weil Busch ein »Roter« gewesen sei. Hätte in dem Haus ein CSU-Schauspieler gewohnt, meinte Burkert, würde es heute ganz bestimmt nicht geräumt. Doch ganz aufgegeben hat Burkert für seinen Freund Ernst Busch, der einst bei Erwin Piscator auf der Bühne stand, noch nicht. Proletarisch-kämpferisch drohte er: »Wir gehen hier mit wehenden Fahnen raus.« Rüdiger Soldt