Die Geldmenge wächst weiter an

■ Bundesbank muß eingestehen, daß Diskonterhöhung ohne durchschlagende Wirkung geblieben ist

Frankfurt/Main (dpa/taz) — Die Mitte Juli vorgenommene Diskonterhöhung auf den Rekordsatz von 8,75 Prozent hat bislang ihre Wirkung verfehlt. An Geld herrscht kein Mangel — im Gegenteil: Die Ausweitung der Geldmenge hat sich im Juli ungebrochen fortgesetzt. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank, deren Zentralbankrat gestern zu seiner Routinesitzung zusammentraf, ist die Geldmenge im letzten Monat um 8,6 Prozent gestiegen. Bereits im Juni und Mai hatte der Zuwachs bei 8,7 und 8,8 Prozent gelegen. Ist mehr Geld im Umlauf, steigt die Inflation, weil das Geld an Wert verliert.

Trotz des straffen monetaristischen Geldkurses der Frankfurter Währungshüter, kann auch zur Jahresmitte der für 1992 angepeilte Zielkorridor beim Geldmengenwachstum von 3,5 bis 5,5 Prozent nicht eingehalten werden. Als Maß für die Geldsteuerung nutzt die Zentralbank die sogenannte Geldmenge M3, die sich aus dem Bargeldumlauf, den von inländischen Nichtbanken bei hiesigen Kreditinstituten gehaltenen Sichteinlagen, Termingeldern unter vier Jahren und Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist zusammensetzt. Laut der Bundesbank haben sich im Juli vor allem die Sichteinlagen und die kürzerfristigen Termingelder kräftig ausgeweitet. Das hohe Zinsniveau konnte die Kreditaufnahme nicht bremsen; das Schwergewicht lag dabei weiterhin auf den zum Teil zinssubventionierten längerfristigen Direktkrediten. Erst vor wenigen Tagen hatte die Bundesbank die Regierung beschuldigt, mit der massiven Subventionierung des Kapitaleinsatzes in Ostdeutschland nicht nur der Industrie das einzige Investitionsmotiv zu liefern, sondern damit indirekt auch die Geldwertstabilität zu gefährden.

Die Bundesbanker, die bei ihrer langfristig angelegten Stabilitätspolitik auf stabile Preise setzen, haben aber die Zinssätze nicht angetastet. Die Leitzinsen, der Diskontsatz (8,75 Prozent) und der Lombardsatz (9,75 Prozent) regeln des Geldverkehr zwischen den Banken und der Bundesbank. Zum Diskontsatz erhalten die Banken begrenzte Geldmengen für ihre Basisversorgung; zum teureren Lombardsatz können sie auch kurzfristig Geld aufnehmen, um ihre Liquidität zu erhöhen. es