Lufthansa verhandelt im Versteck

■ ÖTV und LH-Manager berieten gestern über die Sanierung des angeschlagenen Konzerns

Frankfurt/Berlin (dpa/ap) — Die Lufthansa-Bosse und ihre Verhandlungspartner von der Gewerkschaft ÖTV wollten ungestört bleiben. Im Vorfeld der gestrigen Tarifverhandlungen hatte die Konkurrenz DAG mit ihrem Angebot auf Lohnverzicht und Arbeitszeitverlängerung einen solchen Wirbel verursacht, daß am ursprünglich vorgesehenen Verhandlungsort im Lufthansa-Fortbildungsheim Seeheim bei Darmstadt an konzentrierte Gespräche nicht zu denken war. So wich man kurzfristig an einen geheimgehaltenen Ort in Frankfurt aus, wo die ÖTV den Kranich-Managern ihre Vorstellungen über eine Sanierungsstrategie für den kranken Vogel unterbreitete.

Was die ÖTV im einzelnen vorzuschlagen hatte, war bis Redaktionsschluß nicht zu erfahren. Schon im Vorfeld hatte ÖTV-Vorstandsmitglied Eike Eulen klargestellt, eine Arbeitszeitverlängerung von derzeit 37,5 auf 40 Stunden komme für die ÖTV nicht in Frage. Dies bedeute, „von heue auf morgen 3.000 Arbeitsplätze“ im DLH-Konzern zu vernichten. „Dazu reichen wir nicht unsere Hand“ stellte Eulen klar, der auch dem Eindruck entgegentreten wollte, die Lufthansa sei bereits ein Fall für den Konkursrichter. So habe die Konzerntochter „Lufthansa-Service-Gesellschaft“ in diesem Jahr wahrscheinlich mit einem Gewinn von 50 Millionen Mark ihr bestes Jahr seit Bestehen zu verzeichnen.

Auch ein Einkommensverzicht von acht Prozent, wie die DAG vorgeschlagen hatte, wird von der ÖTV abgelehnt. Dennoch ist sie bereit, sich an den Sanierungsanstrengungen für die Lufthansa zu beteiligen. Bedingung sei die Sozialverträglichkeit der Maßnahmen. „Wer uns das Messer auf die Brust setzt, macht das jetzt Mögliche zunichte“, meinte Eulen. Die Lufthansa werde bis Ende des Jahres ohnehin rund 1.800 Arbeitsplätze abbauen. Als Beispiel für die Verhandlungsbereitschaft der ÖTV nannte Eulen eine wirtschaftlich sinnvolle und sozial verträgliche Arbeitsplatzflexibilisierung, mit der ein rationellerer Personaleinsatz erreicht werden könne.

Der Lufthansa-Betriebsrat hat inzwischen in einem Schreiben an Bundeskanzler Kohl, Außenminister Kinkel und Verkehrsminister Krause eine Kündigung des Luftfahrtabkommens mit den Vereinigten Staaten gefordert. Durch dieses Abkommen werde die Lufthansa auf den wirtschaftlich entscheidenden Nordatlantik-Strecken benachteiligt. marke