Palastrevolte in der Bremer NPD

■ Konflikt in der DVU-Fraktion schlägt zurück auf NPD / Vorsitzender Weidenbach muß gehen

Der Vorsitzende der Bremer NPD heißt Hans-Otto Weidenbach. Wie lange noch? „In der Politik können sich die Dinge sehr schnell ändern“, sagte er gestern zur taz. Kritik an ihm? „Hat es nicht gegeben.“ Ein Rücktrittserklärung seinerseits? „Ich kann das nicht bestätigen.“

Vielleicht stimmt es ja. Wahrscheinlich hat er aber gelogen. „Wenn man derart Kameradenverrat begeht, bekommt man in der NPD den Wind von vorn“, sagt NPD-Mitglied Gerda Bosecke. Weidenbach habe daraufhin angekündigt, daß er den Vorsitz der NPD vorzeitig niederlegen wird.

Karl-Heinz Vorsatz, DVU- Bürgerschaftsabgeordneter wie Weidenbach und die zentrale Figur in der Bremer NPD, bestätigt das: Auf der Vorstandssitzung am 12.8.habe Weidenbach das angekündigt und im November werde neu gewählt. Weinbach habe den Antrag mit unterstützt, durch den Vorsatz aus dem DVU-Fraktionsvorstand gekippt worden war, das habe in der NPD „einige Irritationen ausgelöst“.

Der Konflikt zwischen der Münchener Frey-Fraktion und der örtlich gebundenen NPD ist voll entbrannt. Die NPD wird sich nicht mehr „an der eigenen Arbeit hindern“ lassen durch ihr Bündnis mit der DVU, sagt Vorsatz, nach der gegenwärtigen Lage sei „sogar anzunehmen, daß die NPD 1995 wieder selbst kandidiert“. Die Partei werde das aber noch intern beraten.

Und der Kamerad Weidenbach ist auf die „Münchener Seite“ des DVU-Finanziers und Chefs Frey gewechselt. Warum? „Wer will letztendlich dareinschauen“, sagt Vorsatz und murmelt etwas davon, daß manchmal eine Rolle spiele, „wo sich Menschen für die nächsten Wahlen größere Chancen ausrechnen“.

Gerda Bosecke wird da deutlicher: „Geld ist eben immer kor

rumpierend.“ Weidenbach sei die Wohnung gekündigt worden, er hatte als Arbeitsloser nie viel Geld, dann konnte er seine Wohnung plötzlich kaufen.

Im Frühjahr kam es dann in der DVU-Fraktion zum Eklat: Die Abgeordneten Nennstiel, Klaus Blome, Marion Blohm und eben Hans Weidenbach hatten eine Erklärung gegen Vorsatz unterschrieben. Er gehe auf Empfänge und nehme offizielle Einladungen an, „was nicht tragbar für die DVU-Fraktion ist“, steht in dem Papier. Die DVU solle nur „Störfaktor“ sein.

Gerda Bosecke ist geradezu erbittert über diese DVU-Politik. „Die da in den Vorstand gewählt wurden, das sind ja alles unbedarfte Leute ohne polititischen Verstand.“ Vorsatz, der schon früher einmal in der Bremer Bürgerschaft saß, lasse sich aus München eben nicht Vorschriften machen. Er hatte insbesondere immer gefordert, daß die DVU vor Ort Strukturen aufbaut, um politisch in Bremen handlungsfähig zu werden. In einer Zeitungsmeldung habe er jetzt, sagt Vorsatz bitter, gelesen, „daß die Fraktion inzwischen eine Geschäftsstelle in Bremen habe. Ich bin darüber nicht informiert.“ K.W.