Handelskammer: Schönefeld muß billig werden

■ Nach dem »Jüterbog-Vorschlag« drängen Verkehrsverwaltung und Handelskammer auf einen billigen Ausbau von Schönefeld

Berlin. Der Vorschlag der Brandenburger Landesregierung, den geplanten Großflughafen »Berlin International« im 60 Kilometer entfernten Jüterbog zu bauen, führt zu ersten Konsequenzen. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Verkehrsverwaltung sind sich darin einig, daß der Ausbau des Flughafens Schönefeld billiger werden muß. Ende Juli hatte die »Berlin Brandenburg Flughafen-Holding« Pläne vorgestellt, nach denen die erste Stufe des Ausbaus 2,5 Milliarden Mark kosten soll. Mit dem Abfertigungsgebäude, an dem Flugzeuge direkt andocken würden, könnte Schönefeld jährlich dreizehn Millionen Passagiere abfertigen.

Nun muß der Ausbau Schönefelds möglicherweise noch einmal ausgeschrieben werden, sagte Egbert Steinke, Sprecher der IHK, gestern der taz. Man brauche ein Modell, das billiger und weniger aufwendig sei. Für Investoren — ob nun privat oder staatlich — müsse die Berliner und die Brandenburger Landesregierung darüber hinaus einen zeitlichen Rahmen für die Nutzung des Airports garantieren. Ansonsten sei für jedes Unternehmen unkalkulierbar, inwieweit sich ein Ausbau rechne. Die Holding müsse klären, wieviel sie nach dem Brandenburger Vorschlag in Schönefeld investieren will, sagte Wolfgang von Eckartsberg, erster Vizepräsident der Deutschen Bank.

Die Verkehrsverwaltung betont, daß Schönefeld auf jeden Fall vergrößert werden müsse, um die wachsende Zahl der Passagiere abfertigen zu können. Die veranschlagten 2,5 Milliarden Mark seien allerdings »abwegig«, sagt Klaus-Peter Stuckert, Leiter der Abteilung Verkehr. Ein Abfertigungsgebäude müsse für weit weniger als eine Milliarde Mark zu haben sein. Durch das Gutachten der Brandenburger sei es wichtig geworden, bereits heute darüber nachzudenken, wie der Flughafen nach seinem Betrieb genutzt werden soll. Seine Verwaltung geht davon, daß Schönefeld mindestens 15 bis 20 Jahre betrieben werde. Deshalb dürfe bei einem Ausbau nicht an der Qualität gespart werden.

Eine Stellungnahme der Flughafen-Holding, an der die Länder Berlin und Brandenburg sowie die Bundesregierung beteiligt sind, war gestern nicht zu erhalten. Nach den Plänen der Holding sollte mit dem Bau eines von insgesamt zwei Abfertigungsgebäuden bereits 1993 begonnen werden. Ein entsprechendes Konzept hatte die Aéroports de Paris mit dem Architektenbüro Wilke und Partner aus Hannover Ende Juli vorgelegt. In Schönefeld seien 20.000 Menschen von Flugbetrieb betroffen, die Schallschutzfenster erhalten sollen, sagte damals Geschäftsführer Knut Henne. In Tegel müßten etwa 200.000 Anwohner den Fluglärm ertragen. Die Investitionen für die Anlagen armortisierten sich im Normalfall innerhalb von 20 bis 25 Jahren. Dirk Wildt