Rüdiger Nehberg vermißt

Keine Nachricht vom »Bamboo Raft« seit Beginn des  ■ Hurrikans

Seit Beginn des Wirbelsturmes „Andrew“ an der amerikanischen Ostküste ist die Göttinger Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ohne Nachricht von den beiden Menschenrechtlern Rüdiger Nehberg aus Hamburg und Christina Haverkamp aus Kiel. Der Küstenwache ist nichts über den Aufenthaltsort bekannt.

Die beiden sind mit ihrem Bambusfloß „Bamboo Raft“ von Jamaika aus durch das Hurrikangebiet nach Florida unterwegs. Von dort wollen sie nach Boston, um im Kolumbusjahr auf den Jahrhunderte andauernden Völkermord an bisher hundert Millionen Indianern aufmerksam zu machen und die amerikanischen Regierungen aufzufordern, die Landrechte der Ureinwohner anzuerkennen. Auch ein Besuch im Weißen Haus steht auf ihrem Programm.

Das letzte Lebenszeichen stammt vom 13. August, dem Tag, bevor Nehberg und Haverkamp von Jamaica aus zur 800 Seemeilen langen Segeletappe nach Key West aufbrachen — trotz der Warnungen, daß es um diese Jahreszeit in dem Gebiet heftige Stürme geben könne. In einem Brief an die taz hamburg, der vergangenen Sonntag eintraf, teilten die beiden mit, daß sie den ursprünglichen Plan, ihr Floß von Kingston aus per Schiff nach Florida zu transportieren, verworfen hatten: Die Frachtkosten waren ihnen zu hoch. Aus dem Schreiben, in dem mögliche Wetterunbilden mit keinem Wort erwähnt sind, geht vielmehr hervor, daß ihnen mögliche Überfälle Sorgen bereiteten. Vor rund vier Wochen hatten Piraten versucht, die beiden auszurauben.

Diesmal hatten sie sich vorbereitet: „Wir haben“, so Rüdiger Nehberg in dem Brief, „Radiokontakt und 80 Raketen sowie eine Schrotflinte an Bord. Eine Rakete trage ich Tag und Nacht mit Tape am linken Unterarm.“ dpa/ch