piwik no script img

Einsame Gebete

■ Veddeler Pastor kämpft weiter gegen Frauen im Talar und die Bischöfin

Wenn am Sonntag Maria Jepsen im Hamburger Michel in ihr Amt als Bischöfin eingeführt wird, dann wird einer der Hamburger Pastoren zu Hause eine private Andacht halten. Edgar Spir, Pastor auf der Veddel, will weder eine Frau im Bischofsamt noch überhaupt eine Frau auf der Kanzel sehen. Die Ordination von Frauen ist seiner Meinung nach nicht von der Heiligen Schrift gedeckt. Er will während der Amtseinführung für sie beten, damit sie doch noch „den richtigen Weg“ erkenne. Er wisse von einer schwedischen Pastorin, erläuterte Spir dem evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag, die aus Überzeugung von ihrem Pastorenamt zurückgetreten sei.

Spir war bereits Anfang dieses Jahres medienwirksam in die Öffentlichkeit geraten. Nach Bekanntwerden der Bischofskandidaten hatte der 64jährige mit einer vorzeitigen Versetzung in den Ruhestand gedroht. Eine kleine Schar Kirchenkonservativer rebelliert seitdem gegen die neue Bischöfin. Während der Vorsitzende der „Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Nordelbien“, Pastor Ulrich Ruess (Hamburg), allerdings nur den „sanften Feminismus“ der neuen Bischöfin tadelte, stemmt sich Spir rigoros gegen alles Weibliche im Talar. In seiner Veddeler Kirche habe noch nie eine Frau predigen dürfen. Spir: „Das ist keine Sturheit, das kann ich nicht.“

Er könne keine Frau im Bischofsamt anerkennen. So fordert er eine Art „Gewissensschutz“. Die beiden männlichen Bischöfe in Nordelbien, Hans Christian Knuth (Schleswig) und Karl Ludwig Kohlwage (Lübeck) oder Maria Jepsens Stellvertreter, Propst Herwig Schmidtpott, könne er dagegen ohne Probleme als Vorgesetzte akzeptieren. Spir gibt sich kämpferisch: „Resignieren will ich nicht.“

Der Pastor auf der Veddel legt allerdings Wert auf die Feststellung, daß er keine persönliche Abneigung gegen Maria Jepsen hege. „Rein menschlich“ könne er sich möglicherweise sehr gut mit ihr verstehen. „Vielleicht würde ich nach einem Gespräch im Wohnzimmer sagen: Mensch, du bist ja ein ganz netter Kerl.“ epd

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen