Chronologie eines Protestes
27. August 1991: Die neunjährige Nicola S. wird auf der Stresemannstraße von einem Lkw getötet. AnwohnerInnen versammeln sich dort mit Blumen — am Abend errichten sie Barrikaden. Stadtentwicklungssenatorin Traute Müller verspricht den Anwesenden vor Ort Gespräche am runden Tisch.
August/September: Tägliche Blockaden an der Unfallstelle. Die Forderung: Tempo 30, Fahrbahnverengung auf je eine Spur.
5. September: Nach der Beerdigung von Nicola will die Polizeiführung die Straße räumen lassen. Einsatzführer verweigern wegen der Frauen und Kinder den Befehl. An den nächsten Tagen: weitere erfolglose Räumungsversuche.
11. September: Der Senat gibt nach: Die Stresemannstraße wird auf 600 Metern zur „Tempo-30- Zone“ erklärt, die Fahrbahn wird auf zwei Spuren verengt.
30. November: 1000 Menschen beteiligen sich an Verkehrsblockaden in ganz Hamburg.
Februar 1992: Gegen 47 Personen wurden Strafverfahren eingeleitet. 35 Verfahren wurden später eingestellt, sieben Personen erhielten Strafbefehle, zwei wurden rechtskräftig.
15. April: Der Lkw-Fahrer wird zu zehn Monaten Haft auf Bewährung wegen fahrlässiger Tötung verurteilt. Nach Nicolas Tod hatte er seinen Job aufgegeben.
14. Juni: Anwohner versammeln sich auf der Stresemannstraße zu einer Nachtblockade, um auf die fortdauernde Lärmbelastung aufmerksam zu machen. Die Polizei löst die Versammlung auf.
August 1992: Eine Verkehrszählung ergibt: Täglich rollen immer noch 31000 Autos über die Stresemannstraße, an der Kreuzung Neuer Pferdemarkt sind es sogar 75000 Fahrzeuge. kva