Protest gegen Massaker

■ 2000 Kurden demonstrierten vor Konsulat gegen türkische Regierung

demonstrierten vor Konsulat gegen türkische Regierung

Der Krieg in Bosnien löst Entsetzen aus — der Krieg der türkischen Militärs gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen und geht unvermindert weiter: Aus diesem Grund demonstrierten gestern 2000 KurdInnen vor dem türkischen Konsulat am Mittelweg. Anlaß: Das Massaker in der kurdischen Provinzhauptstadt Sirnak.

Das türkische Heer hatte am 18. August die Stadt in Nordwest-Kurdistan eingekesselt und einen Sperrgürtel eingerichtet. Gleichzeitig begann die Luftwaffe, die Stadt zu bombardieren, Panzer fuhren auf und attackierten wehrlose Frauen, Männer und Kinder. Hintergrund: Das türkische Regime vermutet in Sirnak eine Basis der PKK-Guerilla (Kurdische Arbeiterpartei). Offizielle Begründung für den Sirnak- Kessel: Die PKK habe die Stadt angegriffen.

Nach Berichten sind durch die Militär-Angriffe mehr als 500 Zivilisten ums Leben gekommen, Hunderte sind bei Razzien verhaftet worden. Bei dem Massaker sollen auch Panzer aus Beständen der Ex- Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR eingesetzt worden sein. Die Bundesrepublik hatte die Waffen im Rahmen der Türkei-Nato-Hilfe geliefert. Ein Hamburger Sprecher der PKK-Sympathisanten: „Die blutigen Ereignisse in Sirnak zeigen erneut, daß die Türkei nicht gewillt ist, auch nur einen Bruchteil ihrer

1Versprechungen an die internationale Staatengemeinschaft hinsichtlich des 'Demokratisierungsprozesses‘ einzuhalten.“ Und: „Mit dem jüngsten Massaker hat die türkische

1Republik erneut gegen alle Bestimmungen zum Schutz der Menschenrechte verstoßen — und die deutsche Öffentlichkeit schaut tatenlos zu.“ Peter Müller