Überschall: Naß, heiß, gewaltig

■ Aladin-Großereignis — Publikum sehr begeistert

Wenn bei bei einem kleinem Festival das Angebot von Gitarren- Rock über Hip-Hop bis zu Psycho-Hardcore reicht, gehen die Meinungen auseinander. Aber die nächste, die behauptet, das Amerikanische Quartett Monster Magnet spielte „langweilige Psycho-Mucke aus den siebziger Jahren“, kriegt 'was auf die Zwölf.

Die junge Dame im Aladin, die ihre Vorliebe für übereilte Negativ-Wertungen so drastisch ins Publikum rief, mag vielleicht ein Opfer der Hitze gewesen sein, die ihr auf's Haupt schlug. Denn anstatt Überschall-Festival hätte das überaus gut besuchte Großereignis auch „Festival der schwitzenden Leiber“ heißen können. Ob es nun an der hohen Luftfeuchtigkeit im Saale, der späten Zeit nach Mitternacht oder nur an der musikalischen Präferenz lag, die letzte Band des Abends, Monster Magnet, hätte genauso viel Publikum verdient, wie ihre Vorgänger Urban Dance Squad. So verpaßte leider ein Teil der knapp anderthalb Tausend Menschen ein wildes Inferno der Extraklasse. Was Sänger und Gitarrist Dave Wyndorf mit seiner Stimme und dem Instrument anstellte, grenzte an pure Gewalt. Oft ging das so: Seine Mitspieler klimperten ein paar Akkorde, der Drummer klopfte verhalten einen Beat, und dann brach völlig unvermittelt ein akustischer Sturm aus Krach, Gebrülle und kreischenden Gitarren los. Die langmähnigen Herren an Wyndorfs Seite wanden sich und quälten ihre Saiten, während der Boß in bester Rock'n'Roll-Manier mit seiner Gitarre die klassische Phallus-Nummer abzog. Er klemmte den Instrumenten-Hals zwischen die Beine und schubberte, was das Material hergab. Dann wieder hielt er das Gerät hoch über den Kopf, riß an den Saiten, taumelte über die Bühne und brüllte ins Mikrophon. Ein wunderbarer Genuß.

So war die Entscheidung der Veranstalter, die niederländischen Headliner Urban Dance Squad bereits an dritter Stelle spielen zu lassen, durchaus zu verstehen. Nach Mitternacht wären viele schon zu müde gewesen. Die Melange aus Hip-Hop, Dancefloor und Rock ging der schwitzenden Masse derart in die Beine, daß das Meer der Köpfe vor der Bühne wirkte wie eine brodelnde Suppe. Sänger Rude Boy Remmington stampfte und sprang sich die Seele aus dem Leib, während seine Mitspieler den mitreißenden Rhythmus dazu lieferten. Die Abräumer der Breminale '91 waren die Lieblinge des Publikums.

Schwerer hatten es da schon die beiden Anheizer-Bands zu Beginn des Abends. Swell aus Kalifornien versuchte es mit langgezogenen Gitarren-Klängen und einem Düster-Outfit. Na ja. Besser waren da schon Afghan Whigs aus Ohio. Sehr melodisch und trotzdem den harten Beats verpflichtet. Das kam gut an. Das feuchte Ergebnis siehe oben. Wet J.F.