Handelskette zwingt Brauereien zur Einwegflasche

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Handelskette zwingt Brauereien zur Einwegflasche

Die Supermarktkette Lidl in Baden- Württemberg hat 268 Filialen, die sie gerade vom Konkurrenten Nanz übernommen hat, von Mehrweg- auf Einwegflaschen und Dosen umgestellt. Diese Entscheidung bringt besonders kleinere Getränkelieferanten, die bislang auf Einweg verzichten, in Zugzwang. So fürchtet die Weldebrauerei in Plankstadt, daß sie künftig Dosen in ihr Sortiment aufnehmen muß, falls sie nicht Kunden wie Lidl verlieren will.

Bislang wehrt sich der Geschäftsführer der Weldebrauerei, Dr. Hans Spielmann, noch gegen eine Umstellung. Er hat den ökologischen Unsinn der Lidlschen Entscheidung mit Zahlen belegt: Im vergangenen Jahr zum Beispiel lieferte die Weldebrauerei 37500 Flaschen Bier an etwa zehn Nanzmärkte. Um das Geschäft abzuwickeln, waren gerade mal 750 Mehrwegflaschen nötig. Um die gleiche Menge Bier in Einwegverpackungen zu liefern, müßten dagegen 50000 Dosen abgefüllt werden, deren Entsorgung oder Recycling die Umwelt belasten würde.

Die Firma Lidl läßt sich jedoch weder durch ökologische Argumente von ihrer Entscheidung abbringen, noch kümmert sie offenbar die in der Verpackungsverordnung angedrohte Sanktion: Hersteller und Handel müssen nämlich im kommenden Jahr für jedes Einwegbehältnis ein Zwangspfand verlangen, falls der Mehrweganteil bis zum Jahresende unter 72 Prozent sinken sollte. Walter Pötter, Einkaufsleiter bei Lidl, teilte auf Anfrage aber lediglich mit, das Unternehmen sei „nicht in der Lage, in den übernommenen Märkten ein Mehrwegprogramm zu führen“.

Die Entscheidung der Lidl-Kette ist offensichtlich kein Einzelfall, im Gegenteil: Einweg liegt im Trend. Vor allem Tankstellenshops bestücken nach Auskunft des Deutschen Brauerbunds ihr Sortiment zunehmend mit Dosen. mk