Soundcheck: Olodum / Mario Bauza & Afro-Cuban Jazz Orchestra

SOUNDCHECK

Gehört: Olodum. Am Dienstag abend ähnelte die Fabrik einem Wallfahrtsort. Weltmusikliebhaber und notorische Brasilientouristen waren schon vor dem Auftritt von Olodum in Party-Stimmung. Die zahlreich erschienenen Brasilianer warteten schon sehnsüchtig auf die ersten Trommelrhythmen, um im spätsommerlichen Hamburg ein Fest zu veranstalten. Fast alles und jeder bewegte sich in der Fabrik.

Auf der Bühne spannten die neun Trommler, der Saxophonist und die drei Sänger mit ihrem bunten und polyphonen Trommelspiel den Bogen von Salvador de Bahia zu Westafrika, von wo ihre Vorfahren als Sklaven nach Amerika verschleppt worden sind. Mit den Blechtrommeln beschwörten die Musiker Olodum, den Gott der Candomble-Religion. „Wir sind aber keine religiöse Organisation“, sagt Joao George, der musikalische Leiter der Combo, der als Obertrommler aus einer Ecke der Bühne das musikalische Treiben lenkte.

Der Anspruch der Gruppe ist durchaus politisch. Die Texte, die sich aus dem Feuer der Trommelrhythmen erheben, besingen schwarze Persönlichkeiten und prangern die Unterdrückung an. „Olodum kämpft gegen die Unterdrückung für Frieden und Freiheit“, heißt es in dem Song „Olodum Ologbom“ („Der Gott weiß“). Der Titel „Revolta Olodum“ ist ein Manifesto des ersten Sklavenaufstands in Brasilien, und in „Cansei de Esperar“ („Es ist mühsam zu warten“) appellieren die Musiker an die Lethargie der Massen und fordern sie auf, den Aufbau einer friedlichen Welt selbst in die Hand zu nehmen. Die Bandmitglieder von Olodum kommen alle aus einer Initiative im Stadtteil Pelhourinho in Salvador de Bahia. Dort werden nicht nur Karnevalvorbereitungen getroffen, sondern auch eine Zeitung herausgegeben und Seminare und Filmvorführungen zur Geschichte und Kultur der Schwarzen veranstaltet. Nikos Theodorakopulos

Heute abend: Mario Bauza & his Afro-Cuban Jazz Orchestra. Heutzutage klingt es vertraut: Harte Bläserakzente knallen über einen eng geknüpften Rhythmusteppich und erzeugen eine stickige Atmosphäre wie aus einer karibischen Sommernacht. Als Salsa kennt man dieses Brodeln, oder auch als Mambo, und erfunden hat es Anfang der 40er Jahre in New York der aus Kuba stammende Jazz-Musiker Mario Bauza. Mit eigenen Arrangements und jazzerprobten Bläserkollegen aus der Cab Calloway Band, in der er auch selbst spielte, würzte Bauza die Musik seines Schwagers Machito und schuf damit eine neue Spielweise, die die Kontinente New York und Kuba in einem Klang vereinte.

Mittlerweile ist Bauza 81, mittlerweile leitet er seine eigene Band, und mittlerweile hat Bauza auch in Deutschland eine Platte unter eigenem Namen eingespielt. Sein Konzert heute abend könnte zum Auftakt einer neuen Karriere werden. step

1 Fabrik, 21 Uhr

Außerdem: Das Kalifi Dance Ensemble aus Ghana, ein Zusammenschluß von Tänzern und Musikern aus verschiedenen Regionen des Landes, bestreitet heute abend ab 21 Uhr die Tropical Dance Night in der Werkstatt 3.

Die erfolgverwöhnte Hannoveraner Rockband Fury In The Slaughterhouse wird ihrerseits heute ab 19 Uhr im Stadtpark die Teens begeistern.