■ KEIN ENDE DER RECHTSRADIKALEN GEWALT: Kanzler ignoriert Opfer der Pogrome
Bonn (taz) — Kanzler Helmut Kohl forderte gestern alle Parteien auf, Deutschland als ausländerfreundliches Land darzustellen. Die rassistischen Ausschreitungen in Rostock seien eine „Schande für unser Land“ und schadeten dem Ansehen Deutschlands. Die Opfer aber waren dem Kanzler nicht einmal einen einzigen Satz wert. Vielmehr beschränkte sich der Regierungschef darauf, vor einer Vorverurteilung der Polizei zu warnen und erneut eine Änderung des Asylrechts zu fordern. Bundespräsident Richard von Weizsäcker gestand den neuen Bundesbürgern zwar ungelöste Probleme zu. Aber es gebe nicht den „Schatten einer Rechtfertigung für brutale Ausschreitungen, zumal nicht gegen wehrlose Ausländer.“ Auch von Weizsäcker sprach anschließend über das Asylrecht. Er forderte, die im Vergleich zu anderen europäischen Ländern liberaleren Gesetze in Deutschland durch eine europäische Regelung abzulösen. In der Nacht zum Donnerstag waren wieder 500 Randalierer in Rostock aufmarschiert. Die 1.500 angerückten Polizisten konnten die Situation weitgehend unter Kontrolle halten; sie nahmen rund 150 Leute fest. SEITEN 2 UND 3
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