Verzweifelter Sprung

■ Bremer Kurde protestiert gegen das Schweigen

Aus Verzweiflung gegen das Schweigen in der bundesdeutschen Öffentlichkeit über den Überfall türkischer Militärs auf die kurdische Stadt Sirnak am vergangenen Wochenende hat sich der 20jährige Mehmet Z. am Mittwoch nach einer Demonstration in Bonn von einer Autobahnbrücke gestürzt. Das berichteten gestern Bekannte von Z., der seit einem Jahr in Bremen lebt und hier einen Asylantrag gestellt hat. Z. hat den Sprung in 30 Meter Tiefe überlebt und wird derzeit in der Bonner Uni-Klinik behandelt. Vor dem Sprung in die Tiefe soll er gerufen haben: „Ich protestiere gegen das Schweigen.“

„Die in Deutschland lebenden Kurden leben unter einem enormen psychischen Druck“, erklärten die beiden Bekannten gegenüber der taz. Entgegen der ausführlichen Berichterstattung über die Überfälle türkischer Militärs zum kurdischen Newroz-Fest sei der Überfall auf Sirnak weitgehend verschwiegen worden. Mehrere hundert Menschen sollen dabei ermordet worden sein, weite Teile der Bevölkerung sind in das umliegende Bergland geflohen.

Bislang ist noch nicht klar, ob Z. spontan von der Brücke gesprungen ist oder ob er den Plan gehabt hat, mit dieser Aktion die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die militärische Aktion der Türken zu lenken. Nach weiteren Angaben seiner Bekannten ist Z. jetzt außer Lebensgefahr. mad