Festgottesdienst für Bischöfin im Hamburger Michel

Maria Jepsen wurde gestern im vollbesetzten Michel feierlich in ihr neues Amt eingeführt. In ihrer Predigt mahnte die neue Bischöfin, daß Kolonialgeschichte, Judenverfolgungen und Rassismus nicht nur Vergangenheit seien, und erinnerte an die Ausschreitungen in Rostock und die Hungerkatastrophe in Somalia. Das Evangelium aber enthalte „klare Worte gegen Überheblichkeit und Unterdrückung, gegen Bevormundung und patriarchal geprägte Menschen und Strukturen.“

Ein ungewöhnliches Geschenk bekam die erste Frau in einem bischöflichen Amt von Elisabeth Ligner. Die Präsidentin der Nordelbischen Synode überreichte ein Bild des surrealistischen Malers Max Ernst mit dem Titel „Die Jungfrau Maria züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen“, auf dem Maria ihren verheißenen Sohn so versohlt, daß ihm sogar der Heiligenschein herunterfällt. Die starke Hand einer Maria werde manchmal vonnöten sein, um die christliche Ethik Jugendlichen und Demokratie-Verdrossenen, Politikern und Polizisten plausibel zu machen. Frau Ligner wünschte der Bischöfin dafür „mütterliche Konsequenz“. Tröstende Worte für Hamburgs Männer fand Bürgermeister Henning Voscherau. Sie „haben nichts zu fürchten, sie brauchen nicht zu erschrecken ob einer Bischöfin“, manche von ihnen könnten sich vielleicht durch weibliche Spiritualität berühren, ja erlösen lassen. epd/VM