: Dossier über Goehler-Fehltritte
Kritiker der HfbK-Präsidentin schicken ■ Belastungsmaterial an Behörde
Adrienne Goehler, umstrittene Präsidentin der Hochschule für bildende Künste (HfbK), wird von ihren Gegner erneut unter Druck gesetzt. In einer Presseerklärung vom Wochenende teilen die Professoren Hans-Joachim Lenger, Martin Rögener und Franz Erhard Walther mit, daß sie Wissenschaftssenator Leonhard Hajen ein Dossier über die 36jährige zugeleitet haben.
Der Zeitpunkt für die Herausgabe des Belastungsmaterials haben die Vertreter einer 30köpfigen Kritiker-Schar nicht zufällig gewählt. Seit einigen Wochen läuft ein Disziplinarverfahren gegen Adrienne Geohler, das die ehemalige GAL- Ageordnete selber gegen sich bei der Wissenschaftsbehörde anstrengte, nachdem das HfbK-Konzil sie im Juli zum Rücktritt aufgeforder hatte.
Schon einmal hatten die Goehler-Gegner versucht, dem Wissenschaftssenator die Dokumentation über die angeblichen Verfehlungen der ausgebildeten Psychologin anzudienen. Vergeblich. Der ehemalige Chef der HfbK, Carl Vogel, mußte mit dem Papier unverrichteter Dinge abziehen. Hajen lehnte eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Hochschule ab. Der Politiker bat Lenger, Rögener, Walther und Co. sogar, von Veröffentlichungen während des laufenden Verfahrens abzusehen.
Dennoch fahren die Kritiker in ihrer Pressemitteilung erneut scharfe Geschütze auf: Adrienne Goehlers Amtsführung stelle einen Angriff auf die Freiheit der Hochschule dar. Sie diffamiere Hochschulangehörige, belüge die Öffentlichkeit in wichtigen Punkten, nötige, wo ihr widersprochen werde und begünstige, wo sie sich einen persönlichen Vorteil verspreche.
Die Beschuldigte konnte sich gestern nicht zu den Vorwürfen äußern, weil sie verreist war. Ihre Sprecherin Barbara Riecke teilte mit, daß jedem dieser Punkte in dem Diszplinarverfahren nachgegangen werde. Mit einem Ergebnis sei nicht vor Oktober zu rechnen. Die taz konnte diese harten Anschuldigungen gestern nicht prüfen, da die Kritiker das Dossier vorerst nur Hochschulangehörigen zugänglich machen.
Sauer stößt der Anti-Goehler- Fraktion offenbar auch die Tatsache auf, das ihre Chefin sich noch am 21. August in einem Artikel der Zeitung Rheinischer Merkur zu den Querelen äußerte. Und das, obwohl sie sich während des Diszplinarverfahrens in Stillschweigen üben wollte. Das Interview sei bereits vor zwei Monaten geführt, aber jetzt erst gedruckt worden, so Barbara Riecke. Sigrun Nickel
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