Jagd auf einen Skinhead

■ Türkische Jugendliche verprügeln Glatzkopf/ Opfer liegt im Krankenhaus

Berlin. Ein 20jähriger Skinhead ist am Samstag abend in der Potsdamer Straße von einer Gruppe türkischer Jugendlicher zusammengeschlagen worden. Mit Prellungen am Kopf und am rechten Arm mußte er anschließend von der Feuerwehr in das Elisabeth-Krankenhaus eingeliefert werden, wo er auch gestern noch lag.

Der Vorfall ereignete sich gegen 22 Uhr vor dem Lokal »Ossi«. Nach Angaben der Polizei wurde R., der sich mit einer Gruppe auf dem Weg zum Lokal befand, aus einem BMW heraus beschimpft. Kurz darauf hätte sich eine Menschenmenge gebildet. Daraufhin sei R. zusammengeschlagen worden. Angeblich seien dabei auch eine Eisenstange und eine Betonplatte zum Einsatz gekommen. »Dies wird zur Zeit aber noch geprüft«, so ein Polizeisprecher gestern. Die Zeugin P., die den Vorfall beobachtet und der Polizei gemeldet hatte, erklärte hingegen gestern gegenüber der taz, eine Gruppe von rund 100 türkischen Jugendlichen hätten die 15 bis 20 Mann starke Truppe von Skinheads gejagt. Während sich die Gruppe in das Lokal flüchten konnte, sei R. abgedrängt worden. Sie habe daraufhin gesehen, wie mit einer Eisenstange auf den am Boden liegenden R. eingeschlagen worden sei. Die jugendlichen Skinheads hätten mehrmals geschrien, daß sie keine Nazis seien. Besonders schockiert zeigte sie sich über das Ausmaß der »Brutalität und des Hasses«. Die Umstehenden hätten teilnahmslos der Attacke auf den Wehrlosen zugesehen: »Es herrschte Volksfeststimmung.« Niemand habe helfend eingegriffen. Als sie einen der türkischen Jugendlichen angesprochen habe, sei ihr geantwortet worden: »Rostock zieht halt weite Kreise.« Severin Weiland