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Demo gegen deutschen Rassismus in Tel Aviv

Tel Aviv (taz) — Vor der deutschen Botschaft in Tel Aviv fand am Sonntag nachmittag eine kleine Demo gegen die Krawalle in Rostock statt. Die einer Mahnwache ähnliche Aktion war von der Jugend der „Demokratischen Front“, die der KP nahesteht, und vom „Verband der Antifaschisten und Opfer des Naziregimes“ veranstaltet worden. Die Demonstranten — teils junge Israeli, teils Überlebende des Holocaust oder Menschen, die am Anti-Nazi- Widerstand beteiligt waren — verlangten effektivere Maßnahmen der deutschen Regierung gegen rechtsradikale Gewalttäter. Sie solidarisierten sich gleichzeitig mit den deutschen Antifaschisten, die gegen das Überhandnehmen des gewalttätigen Neonazismus protestieren.

An den deutschen Botschafter von der Gablentz wurde ein Schreiben der israelischen Antifaschisten und ehemaligen Widerstandskämpfer gerichtet, in dem der Botschafter gebeten wird, der Bonner Regierung die Sorge und Empörung der Demonstranten in Israel darüber zu vermitteln, daß rechtsradikaler Rassismus, Fremdenhaß und Rowdytum in der Bundesrepublik bedenkliche Ausmaße annimmt. Besondere Sorge äußerten die Antifaschisten darüber, daß die Neonazis sichtlich immer stärkere Sympathien bei der breiten Bevölkerung finden. Das ernste Problem sollte jetzt nicht einfach bagatellisiert und mit der Asyldebatte abgetan werden. Sie diene vielmehr den Randalierern zum Vorwand, um den Rechtsradikalismus zu propagieren und damit der Erreichung ihrer eigentlichen politischen Ziele näherzukommen. In dem Schreiben an den deutschen Botschafter heißt es dann weiter: „Wir sollten doch nicht vergessen, daß es in der deutschen Geschichte das traurige Beispiel gibt, als es Juden und Antifaschisten, dann Zigeuner und andere“ waren, die der braunen Pest als Zielscheibe dienten. Das war der Anfang des Wegs, der dann zu Auschwitz und Treblinka, zu Weltkrieg und Völkermord geführt hat.

Mit dem moralischen Recht eines Verbandes, in dessen Reihen ehemalige Verfolgte des Naziregimes und KZ-Häftlinge sowie Veteranen des Kampfes gegen das nationalsozialistische Verbrecherregime organisiert sind, fordern wir von der Regierung der Bundesrepublik Deutschland energische Maßnahmen gegen alle rechtsextremen Gewalttäter, ihre Hintermänner und Anstifter. Amos Wollin

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