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Auf Vollzug gedrängt

■ Gestern vor neun Jahren tötete sich Cemal Altun

Berlin (taz) — Vor neun Jahren, am 30.8. 1983, sprang der türkische politische Flüchtling Cemal Kemal Altun, 23 Jahre alt, zermürbt nach jahrelangem Gerichtsverfahren, aus Angst vor seiner Auslieferung in die Türkei aus dem 6. Stockwerk des Westberliner Verwaltungsgerichtes in den Tod.

Die türkischen Militärdiktatoren hatten ihn der Beteiligung an einem Mord beschuldigt. Im Juni 1983, nach 13 Monaten Einzelhaft in Moabit, war Altun als Asylberechtigter anerkannt worden. Doch der Vorsitzende Richter Karl- Heinz Meyer beantragte Haftfortdauer. Gleichzeitig wurde Klage gegen den Anerkennungsbescheid vor dem Berliner Verwaltungsgericht erhoben. Am zweiten Verhandlungstag setzte Altun seinem Leben ein Ende. Zu diesem Zeitpunkt lag dem Verwaltungsgericht jedoch schon ein Urteil aus der Türkei vor, das Altun entlastet und seine Auslieferung verhindert hätte. Niemand hatte daran gedacht, ihm davon Mitteilung zu machen.

Joschka Fischer zitierte wenige Tage später im Bundestag einen Brief des damals amtierenden Innenministers Zimmermann an Bundesjustizminister Engelhard vom 21. Juli, in dem er „im Interesse der Fortführung einer nach wie vor guten Zusammenarbeit mit der Türkei auf polizeilichem Gebiet“ auf raschen Vollzug der Auslieferung gedrängt hatte. -pa-

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