Jederzeit Herr der Lage

■ 3.400 Sicherheitskräfte aus acht Bundesländern übten Zermürbungstaktik gegen linke Demonstranten

Der oberste Dienstherr der mecklenburg-vorpommerschen Polizei, Innenminister Lothar Kupfer (CDU), bedankte sich bei Polizei und Bundesgrenzschutz für ihren „vorbildlichen Einsatz“. Insgesamt 3.400 Sicherheitskräfte waren zur Verstärkung der örtlichen Polizei unter anderem aus Schleswig-Holstein, Bayern, Hamburg, Baden-Württemberg und Berlin nach Rostock angereist — mit zahlreichen Fahrzeugen, 13 Hubschraubern und 16 Wasserwerfern, um jedes nur mögliche Anzeichen von Gewaltbereitschaft schon im Vorfeld im Keim zu ersticken.

Und sie machten das so perfekt, daß Tausende von Demonstranten erst mit mehrstündiger Verspätung in Rostock-Lichtenhagen ankamen. Auf den Zufahrtstraßen in die Hansestadt hinderte die Polizei mehrere tausend in PKWs und Autobussen aus ganz Norddeutschland anreisende Demonstranten mit zum Teil „schikanösen Kontrollen“ an der Weiterfahrt, wie die Demonstrationsleitung bestätigte. Bei den Kontrollen im Vorfeld wurden insgesamt 90 Personen festgenommen, beschlagnahmt wurden neben Baseballschlägern auch Stangen, Knüppel, Molotowcocktails und Steine.

Ein größerer Auto- und Buskonvoi aus Hamburg, Kiel und Hannover wurde stundenlang in Bad Doberan, einem Vorort von Rostock, festgehalten. Um etwa 11Uhr vormittags steckten auf dem zentralen Platz des Städtchens bis zu 1.500 Demonstrationswillige fest, von der Polizei systematisch eingekesselt. Ihnen wurde eine systematische Durchsuchung angekündigt, was sich die Leute aber nicht gefallen lassen wollten. Nach drei- bis vierstündigen Verhandlungen schließlich ließ die Einsatzleitung den Konvoi weiterfahren; nach weiteren Straßensperren und begleitet von Hubschraubern des Bundesgrenzschutzes kamen die Autos dann gegen 18Uhr in Lichtenhagen an — gerade rechtzeitig, um die Abschlußkundgebung mitzubekommen. Hera