Anschläge in Cottbus, Hanau und Berlin

■ Rechtsradikale attackierten Asylbewerberheime und ein jüdisches Denkmal

Berlin (taz/dpa/AP) — Seit dem Wochenende entwickelt sich Cottbus unweit der polnischen Grenze zum neuen Schwerpunkt rechtsradikaler Krawalle. Der brandenburgische Innenminister Alwin Ziel vertrat am Montag die Ansicht, daß die seit drei Tagen andauernde Randale vor dem dortigen Asylbewerberheim von außen gesteuert wird. In Sat.1 sagte der SPD-Politiker Ziel zu den Krawallen in Cottbus: „Wir müssen wissen, daß so etwas geplant ist, da steckt auch eine Strategie dahinter, der wir uns zu stellen haben.“ Rund 150 Rechtsradikale hatten in der Nacht nach Polizeiangaben zum dritten Mal das dortige Heim für Asylbewerber überfallen. Wie schon in den Nächten zuvor begannen die Randalierer gegen 22.30 Uhr, die Polizei, die das Heim schützte, mit Steinen und Brandflaschen zu bewerfen. Ein Auto wurde umgekippt und angezündet. Eine Journalistin wurde durch einen Schuß aus einer Schreckschußpistole im Gesicht verletzt. 28 Personen wurden vorläufig festgenommen. Einen Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in Hanau hat in der Nacht zum Sonntag ein Unbekannter verübt. Wie ein Hanauer Polizeisprecher am Montag mitteilte, warf der Täter einen Brandsatz über einen Zaun an die Außenwand des Gebäudes. Die Bewohner konnten das Feuer im Garten selbst löschen. In dem Haus sind rund 200 Menschen verschiedener Nationalitäten untergebracht. In Eisenhüttenstadt konnte die Polizei 50 bis 60 Angreifer auf ein Asylbewerberheim durch Gespräche von ihrem Tun abhalten. Zum ersten Mal seit 1984 ist in Berlin wieder auf ein jüdisches Mahnmal ein Bombenattentat verübt worden. In der Nacht vom Montag explodierte am Mahnmal für die deportierten Juden an der Putlitzbrücke im Bezirk Tiergarten ein Sprengkörper. Der Berliner Staatsschutz vermutet die Täter im rechten Umfeld, ein Bekennerschreiben lag der Behörde bis gestern noch nicht vor. Durch die Wucht der Explosion wurde die Granitplatte des Denkmals verschoben und eine der Stützen beschädigt. Der stellvertretende Leiter des Staatsschutzes, Peter Haeberer, erklärte gestern gegenüber der taz, die Bombe sei offenbar in einem Metallbehälter versteckt gewesen und elektrisch gezündet worden. Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) bezeichnete den Anschlag als eine „häßliche Provokation“. Die Jüdische Gemeinde sieht in dem Anschlag einen Zusammenhang mit den Pogromen gegen ausländische Mitbürger in den letzten Tagen. Die neu erwachte Bewegung des Hasses und der Zerstörung müsse mit allen rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft werden. Wer mit Gleichgültigkeit wegsehe, solle sich an die Folgen erinnern, die derartige Taten vor 50 Jahren diesem Land einbrachten. Das Denkmal war in der Vergangenheit schon mehrmals geschändet worden. Erst im April war es mit Fäkalien besudelt worden. sev