piwik no script img

Nicht mit Adlern handeln

■ Ein Jahr Bewährungsstrafe wegen unerlaubten Handels mit Adlern

Im Artenschutz-Prozeß gegen einen Hobby-Falkner aus Vienenburg hat das Schöffengericht den Angeklagten zu einer Haftstrafe von einem Jahr mit Bewährung verurteilt. Außerdem muß der 54jährige an Staatskasse und zwei Naturschutzverbände insgesamt 30.000 Mark zahlen. Das Gericht sah es als erwiesen an, daß der Angeklagte zwischen 1987 und 1990 mindestens sieben Steinadler und zwei Wanderfalken gewerbsmäßig und ohne die erforderliche Genehmigung verkauft hat, neun junge Adler habe er zum Verkauf vorrätig gehalten. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren mit Bewährung gefordert, die Verteidigung hatte Freispruch beantragt.

Ungeklärt blieb in dem Verfahren die Herkunft der Jungtiere. Der Angeklagte hatte stets beteuert, sämtliche Jungvögel selbst gezüchtet zu haben, mit seinen beiden Zuchtpaaren und mit Hilfe des Spermas anderer Adler. Ein Greifvogelexperte hatte jedoch betont, ein solcher Zuchterfolg sei nur bei einer Verkettung mehrerer unwahrscheinlicher Zufälle möglich. Das Gericht schloß sich der Auffassung dieses Gutachters an: „Wir gehen davon aus, daß die Adler nicht so gezüchtet worden sind. Daß es für den Import von Adlereiern und Jungvögeln einen regelrechten Markt gibt, ist bekannt.“

Als strafmildernd bewertete das Gericht die Rolle des Landesverwaltungsamtes in Hannover, dessen Artenschutz-Referent nach eigenem Bekunden schon lange Zweifel an den vorgegebenen Zuchterfolgen des 54jährigen hegte, aber erst erheblich später gegen den Hobby-Falkner vorging. „Damit hat das Amt den Handel stark erleichtert“, stellte das Gericht fest.

Ein erstmals für ein Artenschutzverfahren angefertigtes genetisches Gutachten ließ das Gericht unbeachtet. Der Mainzer Zoologieprofessor Seitz hatte mit einem „genetischen Fingerabdruck“ nachgewiesen, daß die Jungadler keinesfalls aus der Zucht des Hobby-Falkners stammen können. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen