Blutiger Wahlkampfauftakt in Angola

■ 30 Tote bei Unita-Überfall auf Regierungsgebäude/ Unsicherheit vor den ersten Wahlen

Luanda/Johannesburg (AFP/taz) — Mindestens 30 Menschen sind am Sonntag in Angola bei Zusammenstößen zwischen Regierungstruppen und der ehemaligen Rebellenbewegung Unita getötet worden. Zu den Zusammenstößen kam es nach offiziellen Angaben, nachdem Unita- Anhänger das Regierungsgebäude von Kuito, der Provinzhauptstadt von Bie, gestürmt hätten. Dabei sollen zehn Regierungssoldaten, zehn Unita-Kämpfer und zehn Zivilisten getötet worden sein.

Der angolanische Hörfunk hatte am Sonntag verkündet, daß der Wahlkampfleiter der Regierungspartei „Volksbewegung zur Befreiung Angolas“ (MPLA), Kundi Payama, einem Attentat in der Provinz Huambo nur knapp entkommen konnte. Den Radioberichten zufolge hatten Unita-Kämpfer den Autokonvoi von Payama angegriffen und dabei einen Menschen getötet und sechs weitere verletzt.

Die Zwischenfälle markieren einen blutigen Auftakt für die ersten Wahlen in der Geschichte Angolas, die für den 29. und 30. September angesetzt sind. Am Samstag war der Wahlkampf offiziell eröffnet worden. Die Unita unter Guerillaführer Jonas Savimbi, die von 1975 bis 1991 mit südafrikanischer Unterstützung Krieg gegen die linksgerichtete MPLA-Regierung Angolas führte, rechnet sich gute Chancen aus, die Macht in dem vom Bürgerkrieg völlig zerstörten Land jetzt durch die Wahlurne zu erlangen.

Aber in einem Land, wo bei zehn Millionen Einwohnern mindestens zwei Millionen Gewehre zirkulieren, wo die Demobilisierung von 200.000 bis 300.000 Soldaten von beiden Bürgerkriegsseiten zu einer Massenarbeitslosigkeit geführt hat und Wirtschaftsreformen die Inflation haben hochschnellen lassen, ist ein geordneter Wahlkampf kaum zu erwarten. „In vielen Teilen des Landes herrscht ein Klima des Terrors“, stellte die katholische Kirche schon Anfang Juli fest. „Bewaffnete rauben, greifen an, foltern und morden bei hellem Tageslicht.“ Allgemein wird befürchtet, daß die Menschen mit Waffengewalt zur Loyalität gezwungen werden sollen. Die Kirche: „Es gibt ganze Städte, die Repressalien fürchten, falls die Bewohner nicht für die dort dominierende Partei stimmen.“

Außerdem ist unklar, wie die Wahlen überhaupt organisiert werden sollen. Onofre dos Santos, Direktor des Nationalen Wahlbüros, glaubt, daß zehn bis zwanzig Prozent der Wähler nur aus der Luft zu erreichen sind. Etwa 4,5 Millionen der zehn Millionen Einwohner Angolas sind wahlberechtigt; die Regierung hofft, zumindest etwa drei Millionen von ihnen registrieren zu können. Dos Santos: „Wenn wir in zwei Monaten die Wähler nicht registrieren können, wie sollen wir dann in zwei Tagen eine Wahl über die Bühne bringen?“ ger