Kinotips

KINOTIPS

Allem Haß und Verfolgung durch ihre Zeitgenossen zum Trotz ist man heute in Spanien und Mexiko stolz auf Inés de la Cruz (1651-1695), der bedeutendsten Dichterin des sogenannten „Goldenen Zeitalters“ des spanischen Barock. Im Alter von 20 Jahren trat de la Cruz in ein Karmeliterinnen- Kloster ein, um sich dem Forschen und Schreiben zu widmen. Doch Schwester Juana, wie sie im Kloster heißt, wird von der Geistlichkeit gezwungen, ihrem Werk abzuschwören, bis sie schließlich ganz verstummt. Ihre Geschichte hat die argentinische Regisseurin Maria Luisa Bemberg unter dem Titel Ich, die unwürdigste von allen nach dem Buch Sor Juana Inés de la Cruz von Octavio Paz 1990 verfilmt. Mit Assumpta Serna in der Hauptrolle ist Bemberg ein einfühlsamer Film über eine der faszinierendsten Frauengestalten der Weltliteratur gelungen. (Abaton).

Die Filme des Russen Andrej Tarkowskij hatten immer schon einen schweren Stand: den sowjetischen Kulturzensoren blieb die undogmatische und lyrische Bildersprache des Regisseurs ein Dorn im Auge. Zensurschnitte und Ausfuhrverbote ins westliche Ausland waren die Folge. In den neuen Zeiten der GUS-Ära schlägt nun statt der Zensur die kapitalistische Marktordnung zu. Die Kinorechte zu Tarkowskijs Filmen laufen Ende 1992 aus, und es ist nicht abzusehen, wann diese im chaotischen Gestrüpp der GUSschen Filmwirtschaft verlängert werden. Deshalb bietet das Metropolis zum — vielleicht — letzten Mal die Gelegenheit, die Meisterwerke Tarkowskijs zu sehen: Iwans Kindheit, mit dem ihm schon 1962 der internationale Durchbruch gelang (3., 5.9.), Andrej Rubljow, die filmische Biographie eines russischen Ikonenmalers (6.,7.9.) und Der Spiegel (4.9.).

Das B-Movie präsentiert sich diese Woche als Premieren-Kino: Frisch vom Schneidetisch kommt die 30minütige Dokumentation Am Strand von Poble Nou auf die Leinwand. Für den Ausbau des Olympischen Dorfes in Barcelona wurde ein Küstenstreifen zugebaut, der den Bewohnern des angrenzenden Arme-Leute-Viertels Poble- Nou als Treffpunkt gedient hatte. Filmemacher Bernhard Wutka porträtiert die Menschen des Quatiers und zeigt die Folgen der Kahlschlag-Sanierung à la Olympia. Der Eintritt ist frei (4.9., 20 Uhr)!

Ein Blick nach Ägypten. Die Regisseurin Renate Sami hat zehn Jahre in der Millionenmetropole Kairo gelebt, mit der Kamera läßt sie das ägyptische Leben Revue passieren. Frauen erzählen ihre Lebensgeschichten, Bilder und Töne folgen in die letzten Winkel der Stadt, wie ein Puzzle wird das Bild zusammengesetzt. Zur Vorführung des Filmes Mit Pyramiden wird die Regisseurin ins Lichtmeß-Kino kommen (3.9., 21 Uhr). Renate Kemper