Wenn der Alstertaler Klüngel plant

■ Neben Poppenbüttler Einkaufszentrum soll riesiger Bürokomplex entstehen / Konzepte widersprechen Bebauungsplan

entstehen / Konzepte widersprechen Bebauungsplan

Seit 20 Jahren ringen die Wandsbeker Kommunalpolitiker um die Nutzung eines zwischen dem Alstertaler Einkaufszentrum (AEZ) und der Poppenbüttler Landstraße gelegenen Grün-Geländes. Der gültige Bebauungsplan sieht dort ein Freizeitzentrum vor. Nun aber soll es anders kommen: Die Wandsbeker SPD/FDP-Koalition erteilte der AEZ-Verwaltungsfirma ECE hinter verschlossenen Türen den Planungs-Auftrag für einen bebauungsplanwidrigen Dienstleistungskomplex, in dem die Bereiche Freizeit und Wohnen nur eine Statistenrolle spielen.

Allein die Hälfte der 25000 Quadratmeter großen Gesamtfläche des neuen „Alster-Atriums“ soll für Büroräume zur Verfügung gestellt werden. Auf rund 4000 Quadratmetern soll ein Appartement-Hotel entstehen, 3300 Quadratmeter sind für den Neubau von 50 Wohnungen veranschlagt. Daneben sind 2000 Quadratmeter Fläche für ein sogenanntes „Alster-Forum“ reserviert. In ihm sollen Kongresse und Ausstellungen stattfinden, aber auch Stadtteil-Vereine gegen Gebühr tagen können.

Einen Investor für das etwa 150 Millionen Mark teure Projekt kann die ECE, Betreiberin von 32 Einkaufszenten zwischen Kiel und München, freilich noch nicht präsentieren. „Darum kümmern wir uns erst, wenn die politischen und rechtlichen Voraussetzungen für das Projekt geschaffen worden sind“, spielt ECE-Sprecher Rüdiger Cornehl auf die „notwendige Änderung des Bebauungsplanes“ an.

Für die jugendpolitische Sprecherin der Hamburger CDU, Madeleine Göhring, sind die Pläne „eine Mogelpackung“. „Von dem seit 20 Jahren versprochenen Freizeitzentrum bleibt fast nichts übrig“, klagt sie. „Nur zwei Prozent der Fläche sind für Freizeitspaß vorgesehen.“ Sie verweist darauf, daß es in dem Nobelviertel in Hamburgs Norden so gut wie keine Freizeiteinrichtungen, noch nicht einmal ein Kino gibt. Die örtlichen Initiativen werden von dem Alster-Forum „wenig haben“, befürchtet die CDU-Sprecherin, da dieses nach den Vorstellungen der Planer „eher für Parteitage und Bezirksversammlungs-Sitzungen genutzt werden“ soll.

Zudem würde der fünfgeschossige Bürokomplex das PKW-Aufkommen im Alstertal stark erhöhen, ein schlüssiges Verkehrskonzept für die jetzt schon überlasteten Straßen liege aber „nicht einmal im Ansatz“ vor. Ein weiterer Kritikpunkt der Politikerin: Nur 15 Prozent der Flächen seien für Wohnungsbau vorgesehen.

Doch vehementer noch als über das Nutzungskonzept für die Freifläche klagt die CDU über die Ge-

1heimdiplomatie des Alstertaler SPD/FDP/ECE-Klüngels. Anfang des Jahres beauftragten die Kommunalpolitiker der sozialliberalen Bezirks-Koalition die AEZ-Betreibergesellschaft, das bebauungsplanwidrige Konzept zu entwickeln. Die Opposition wurde nicht informiert, eine öffentliche Diskussion über die Aufgabe der Zielvorstellung „Freizeitzentrum“ nie geführt. „Ein der-

1artiges Vorgehen verstößt gegen die einfachsten Sitten der politischen Hygiene“, wettert der stellvertretende Vorsitzende der Wandsbeker CDU-Fraktion Michael Bruhns.

Doch der Dienstleistungs-Koloß wird nicht nur den Widerstand der Christdemokraten auf den Plan rufen. Der Senat ließ vergangene Woche bereits verlautbaren, er be-

1halte sich selbst „die Entscheidung über die Errichtung eines Freizeitzentrums auf dieser Fläche ausdrücklich vor.“ Die GAL-Wandsbek hat die Chefin der Stadtentwicklungsbehörde, Traute Müller, bereits aufgerufen, sich „endlich in die Diskussion einzuschalten“ und „an einem runden Tisch alle betroffenen Gruppierungen“ um sich zu scharen. Marco Carini