Staatsterror in Malawi

Amnesty international kritisiert Massenverhaftungen/ Inhumane Haftbedingungen und Folterungen  ■ Von Willi Germund

Johannesburg (taz) — Malawis Polizei ruhte nicht eher, bis alle zehn hinter Schloß und Riegel saßen. Zwischen dem 20. und 27. Mai verhaftete sie alle zehn Mitarbeiter der Computerabteilung von Malawis Elektrizitätswerken „ESCOM“, darunter die Mutter Gloria Gadama samt Baby. Der Grund der Verhaftung, so vermutet die Menschenrechtsorganisation amnesty international in ihrem jüngsten Bericht über das afrikanische Land: Sie hatten Zugang zu Fax-Geräten und Fotokopierern. Und das reicht unter dem Regime des seit 1964 regierenden Hastings Banda, um als Regimegegner eingekerkert zu werden.

Dutzende, möglicherweise sogar Hunderte von Malawiern wurden laut ai seit Mitte Mai aus politischen Gründen verhaftet. Die Repressionswelle war eine Reaktion auf wachsende Opposition und ein Versuch, die Ein-Parteien-Wahlen im Juni zu sichern. Bei dem Urnengang nahmen schließlich laut Regierungsmitteilung 90 Prozent, laut Oppositionskreisen aber nur 40 Prozent der Wahlberechtigten teil.

Das Regime verdächtigt Regimekritiker, per Fax und Fotokopien politisches Material zu verteilen. Tatsächlich haben Oppositionsgruppierungen im Exil die neue Technologie ausgenutzt, um Propaganda auf gut Glück nach Malawi zu übermitteln. Doch nicht nur der Zugang zu solchen Apparaten reicht nach den Beobachtungen von ai aus, um ins Gefängnis zu geraten. Auch eine Kopie des Hirtenbriefs der katholischen Bischöfe vom März 1992 genügt als Verhaftungsgrund — die Oberhirten hatten darin das Einparteiensystem angeprangert. Der Direktor der Firma Rank Xerox wurde festgenommen, weil er dem BBC ein Interview gab.

Die Gefangenen landen in den berüchtigsten Gefängnissen des Landes: Chichiri in der Stadt Blantyre und Maula bei Lilongwe. Amnesty liegt der Bericht eines freigelassenen Häftlings aus Chichiri vor, nach dem 285 Gefangene in einer etwa fünf mal vier Meter großen Zelle eingepfercht worden seien. Alle zwei Nächte, so die Aussage, sei im Durchschnitt ein Gefangener in der Zelle gestorben. Die Toten sei sofort durch neue Häftlinge ersetzt worden. Andere Berichte sprechen von Folterungen mit Elektroschocks; einige Gefängniszellen sollen regelrechten Exkrementenseen gleichen.