Pause bei Nahost-Runde

Gespräche in Washington auf Wunsch Israels ausgesetzt/ Syrischer Vorschlag zu den annektierten Golan-Höhen  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Auf Wunsch Israels sind die bilateralen Nahost-Gespräche in Washington für fast zwei Wochen ausgesetzt worden. Sie sollen am 14. September wiederaufgenommen werden. Die Pause soll den israelischen Delegierten die Möglichkeit geben, sich mit Ministerpräsident Rabin und Außenminister Peres zu beraten. Am Wochenende hat die syrische Delegation in Washington offenbar erstmals einen schriftlichen Vorschlag zur Zukunft der Golan-Höhen unterbreitet. Der israelische Delegationsleiter in den Gesprächen mit Syrien, Itamar Rabinovich, wollte dazu nicht öffentlich Stellung nehmen. Er wies lediglich darauf hin, daß Syrien nicht zu einem Separatfrieden mit Israel bereit sei, solange man keine umfassende Lösung aller verhandelten Konflikte erreicht habe. Die Unterbrechung der Verhandlungen ist folglich nicht allein der Stagnation in den palästinensisch-israelischen Autonomie-Gesprächen zuzuschreiben. Die israelische Delegation braucht jetzt auch Instruktionen von der eigenen Regierung, um auf den syrischen Vorschlag reagieren zu können. Nach den jüngsten Äußerungen Rabins zu schließen, scheint Israel zu einem „teilweisen territorialen Kompromiß“ auf dem Golan jetzt grundsätzlich bereit zu sein, vorausgesetzt, daß Syrien einen Friedensvertrag mit Israel unterzeichnet. Bevor sich Israel mit Syrien über die verschiedenen Interpretationen der UN-Resolution 242 auseinandersetze, werde die Regierung versuchen, eine eindeutige syrische Erklärung über die Bereitschaft zu einem Friedensvertrag zu erhalten, sagte Rabinovich gestern. Die Verhandlungen der Israelis mit den Libanesen, den Jordaniern und den Palästinensern bleiben festgefahren. Am Dienstag unterbreiteten die Palästinenser jedoch einen neuen Vorschlag zur Bildung einer Reihe von Arbeitsgruppen. Dort könne über die Wahlen in den besetzten Gebieten und über die Befugnisse der gewählten Organe ebenso gesprochen werden wie über den Geltungsbereich der Autonomie-Zwischenlösung. Außerdem soll über einen Truppenabzug aus den dichtbesiedelten arabischen Gebieten verhandelt werden. Auch die Errichtung einer ständigen internationalen Kommission, die bei Konflikten zwischen Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde vermitteln soll, steht auf der Agenda der Palästinenser.