Drogenstrich: Wer betreut wann wen?

■ Trägerschaft und Organisation der Betreuung weiter unklar

Seit Innensenator Friedrich van Nispen vor drei Wochen die Verlegung des Drogenstriches nach Woltmershausen oder Walle bekannt gegeben hat, tobt eine heftige Diskussion über die Sicherheit der drogenabhängigen Frauen und ihre Versorgung vor Ort. Bremens Drogenbeauftragter Guus van der Upwich hatte zeitgleich bekannt gegeben, daß die Betreuung in einem Bus mit verstärktem Personaleinsatz abgesprochen sei. Doch konkrete Absprachen hat es bis heute noch nicht gegeben.

Das bestätigte gestern der Geschäftsführer des Vereins Bremer Hilfe, Klaus Dyck. „Wir entscheiden uns erst, ob wir die Betreuung übernehmen, wenn in der Deputation oder im Senat die Entscheidung gefallen ist und man konkret an uns herantritt.“ Der Verein ist für den „Drogenbus“ in der Friesenstraße verantwortlich. Derzeit ist er fünf Tage mit zwei Mitarbeiterinnen von 18-24 Uhr im Einsatz. Geplant sind demnächst, so sieht es das Behördenkonzept vor, sieben Tage in der Woche von 20 bis 2 Uhr.

Eine andere Versorgungseinrichtung bliebe bei einem neuen Standort auf der Strecke. Ein Haus in der Schmidtstraße, das derzeit an vier Tagen der Woche teilweise bis fünf Uhr morgens geöffnet hat, damit die Frauen sich waschen, wundversorgen und ausruhen können. Wenn der Drogenstrich aus dem Viertel verschwindet, müßte es konsequenterweise dicht machen.

„Wir wissen noch nichts“, sagt Sabine Michaelis, Geschäftsführerin des Verein kommunale Drogenpolitik, der das Haus betreut. Und die Behörde? „Die Personalausweitung für den Bus werden wir über die Bremer Hilfe vornehmen, die sind dazu bereit. Aber was mit der Schmidtstraße passiert, wissen wir noch nicht“, erklärte gestern die Sozial- und Gesundheitssenatorin Irmgard Gaertner. Der zuständige Referent im Ressort, Gert Schöfer, hat ein paar Ideen. „Wir müssen uns fragen, was die Frauen nach zwei Uhr machen, wenn der Strich schließt.“ Möglicherweise sei das Haus für Methadonabgabe zu nutzen.

Die Bremer Hilfe will, „daß der Strich am besten dort bleibt, wo er ist“ (Dyck). Der Verein setzt drogenpolitisch auf ein verstärktes Ausstiegsprogramm. „Durch eine Vergrößerung des Versorgungsangebotes wird die Ausstiegsbereitschaft nicht gefördert“, erklärt Dyck. Die Betreuung soll zur „Austrocknung, nicht zur Verstetigung des Striches“ führen.

Kann die Bremer Hilfe ein Konzept tragen, das sie inhaltlich nicht stützt? „Offiziell sind mit uns noch keine Gespräche geführt worden“, erklärt Dyck. Das wiederum will Schöfer (Gesundheitsressort) nicht hören. „Ich kann den Termin heraussuchen, an dem wir uns getroffen haben“, erklärt er der taz. Eine Entscheidung über Betreuung und Träger sei bei diesem Termin aber noch nicht gefallen, beteuert sowohl die Bremer Hilfe als auch der Verein Kommunale Drogenpolitik.

Und die Schmidtstraße? „Wir brauchen die Sachkenntnis dieser Leute für Ausstiegsmöglichkeiten“, erklärte Senatorin Gaertner. mad