MIT GIFTMÜLLSCHIFFEN AUF DU UND DU
: Mit PCB über das Meer

■ Australier wollen krebserregenden Müll loswerden

Berlin (taz/AFP) — Die Zahl der auf den Weltmeeren ziellos umhervagabundierenden Giftmüllfrachter nimmt drastisch zu. Immer häufiger werden solche Schiffe auf die Reise geschickt, im Zielhafen dann aber die Annahme der gefährlichen Fracht verweigert. Die giftigen fliegenden Holländer schippern dann monatelang von Hafen zu Hafen, ohne ihren Dreck loszuwerden, häufig geht die gefährliche Fracht zurück an den Absender.

Im jüngsten Fall konnte der Kapitän des fliegenden Holländers einen Teilerfolg verbuchen. Der Frachter „Maria Laura“, der unter panamesischer Flagge fährt, durfte 18 Tonnen Giftmüll in Antwerpen entladen. Die „Maria Laura“ hatte die Polychlorbiphenyle (PCB) aus Westaustralien um das Kap der Guten Hoffnung herum mitgebracht. Weiterer Giftmüll blieb allerdings an Bord, und der Frachter ist angeblich nach Felixtowe in Großbritannien ausgelaufen.

Die belgische Regierung will nun den im Hafen von Antwerpen angekommenen Giftmüll nach Frankreich schicken. Die Entscheidung sei im Einverständnis mit den französischen Behörden getroffen worden, teilte das Umweltministerium des Landes mit. Frankreich habe den Import der PCBs schon am 9.Juli — also vor den jüngsten Debatten über Giftmüllimporte — genehmigt. Das PCB soll in Saint Vulbas verbrannt werden. Bei der Verbrennung von PCB entstehen allerdings krebserregende Dioxine und andere gesundheitsschädliche Substanzen.

Der Umweg über Belgien ist das Ergebnis massiver Proteste gegen die Giftfracht. Hatten sich schon bei einem Zwischenstop in Südafrika Proteste gegen den Kahn erhoben, war im französischen Hafen Le Havre der Ofen gänzlich aus. Die Hafenarbeiter weigerten sich, die krebserzeugenden PCB zu entladen. Greenpeace hatte die Docker alarmiert. Die gewerkschaftlich organisierten Hafenarbeiter verlangten von der französischen Umweltministerin Segolene Royale die Abweisung des Mülls. Sie erinnerten die Ministerin an ihr Versprechen, Frankreich dürfe „nicht der Mülleimer Europas“ werden. Ob der Frachter mit seiner Ladung in Großbritannien mehr Glück haben wird, steht noch in den Sternen. Schon vor drei Monaten hatten die Australier versucht, ihr Gift in Großbritannien loszuwerden. Proteste von Umweltschutzgruppen in Wales veranlaßten die britischen Behörden aber damals, dem Frachter die Einreise im voraus zu verweigern. Insgesamt sollen rund 1.000 Tonnen des krebserregenden Drecks von Australien nach Frankreich gehen.

Und auch die gelöschte Giftladung hat Antwerpen noch nicht verlassen. Greenpeace konnte zunächst verhindern, daß der Giftmüll per Lkw nach Frankreich gebracht wurde. ten