Pflegenotstand: Ärzte griffen zu Selbsthilfe

■ Vier Mediziner des Uni-Krankenhauses Eppendorf mieteten Wohnungen, um Pflegerinnen für Herzchirurgie anzuwerben

, um Pflegerinnen für Herzchirurgie anzuwerben

Zur Selbsthilfe gegen den Schwesternmangel griffen Ärzte des Universitätskrankenhauses Eppendorf (UKE). Der Chef der UKE- Herzchirurgie Peter Kalmar und drei Kollegen mieteten auf eigene Kosten Wohnungen für PflegerInnen, wie die Morgenpost gestern berichtete.

Auf der Intensivstation für herzkranke Kinder fehlten Schwestern, die dringend benötigten Betten durften deshalb nicht belegt werden. Die kleinen Patienten mußten entweder lebensgefährlich lange auf die Herzoperation warten oder in eine Londoner Klinik gebracht werden. Chefarzt Kalmar, die Oberärzte Lutz Grävinghoff und Volker Döring und der Stationsarzt Hans- Martin Stubbe mieteten fünf Wohnungen an, bezahlten Kaution und Makler und buttern jährlich 20000 Mark aus eigenen Taschen zu, um die Miete für PflegerInnen erschwinglich zu halten. Weiterhin beteiligten sich die vier an der Gründung eines privaten Kindergartens, denn auch im UKE-Kindergarten gibt es lange Wartelisten.

Die private Aktion hatte Erfolg, sechs Schwestern wurden für eine neue Intensivpflegestation gefunden. Der Operations-Tourismus nach England ging um die Hälfte zurück, die Zahl der Herzoperationen im UKE nahm in diesem Jahr um mehr als ein Drittel zu, und es gibt nach Auskunft von Oberarzt Döring keine Warteliste mehr.

„Wenn das Beispiel Schule macht, kriegt ja immer der Professor am ehesten Schwestern, der am meisten zahlt“, befürchtet Hans-Joachim Breetz, der Sprecher der Gesundheitsbehörde (BAGS). Der gesundheitspolitische Sprecher der GAL-Fraktion hingegen, Peter Zamory, begrüßt die Initiative der Ärzte, aus eigener Tasche Sonderleistungen für das Pflegepersonal zu finanzieren: „Sie ist eine Geste des guten Willens, stellt aber nicht die Lösung dar.“ Als Heilmittel gegen den Pflegenotstand seien solche freiwilligen Aktionen ungeeignet.

Daß Chefärzte etwas von ihren Honoraren abgeben, fordert die GAL und hat dazu bereits im März einen Antrag in der Bürgerschaft eingereicht. Der Senat solle die Chefärzte der staatlichen Kliniken gesetzlich dazu verpflichten, einen Teil ihrer Privathonorare an das Pflegepersonal und die nachgeordneten Ärzte weiterzugeben. Ohne Mitarbeiter kommt schließlich kein Klinik-Chef aus, wie sich auch an der Aktion der UKE-Ärzte zeigt. Vera Stadie