Multikulti-Radio

■ Radio Bremens neue Ausländersendung kann auch für Deutsche spannend werden

„Eine spontane Nachgeburt“, diese Bezeichnung fällt dem Redakteur der neuen Sendung „Daheim in der Fremde“ ein, wenn er die verwandschaftlichen Beziehungen zu der eingestellten türkischen Sendung „Biz Bize“ beschreiben soll. Christoph Sodemann (36) ist „fester Freier“ bei Radio Bremen, hat für Politik, Regionales und Wirtschaft gearbeitet und nun dies: eine „mulikulturelle Regionalsendung“ jeden Samstag, 19.10 bis 20 Uhr auf Radio Bremen 2. „Eine Sendung aus Bremen, Land vieler Kulturen.“

Im Gegensatz zur „klassischen Gastarbeitersendung“ (Sodemann), wie „Biz Bize“ eine war, fremdsprachig mit einem Schwerpunkt auf Berichten aus der fernen Heimat, wendet sich „Daheim in der Fremde“ an interessierte und dialogbereite Deutsche und die zweite und dritte Ausländergeneration, die Deutsch versteht und am Geschehen in der Stadt Anteil nimmt. Z.B. der Konflikt zwischen Türken und Kurden: Da ginge es bei „Daheim in der Fremde“ weniger um Auseinandersetzungen im fernen Kurdistan, sonderen eher um konkrete Konflikte hier — „durch die bremische Brille“ gesehen.

Moderator der Sendung ist der türkisch-zypriotische Künstler Can Tufan, gelernter Opernsänger, Rockmusiker und Bandmitglied (Gruppe "Alla turka, alla franca"). Politisch nicht eindeutig festzulegen, erhofft sich Radio Bremen mit Tufan Akzeptanz auch bei miteinander konkurrierenden und gegnerischen Ausländergruppen.

„Die Sendung soll Spaß machen und Biß haben“, betont Radio Bremen in einer Pressemitteilung, sie soll Konfliktthemen nicht verschweigen und keine Tabuthemen haben. „Den HörerInnen wird etwas zugemutet: Toleranz aufzubringen.“

Die erste Sendung am Samstag wartet gleich mit einem Skandal auf: Das Ausländeramt soll persönliche Daten an private Firmen weitergeben. Zweites Thema: Wie schützt Bremen seine Asylbewerber? Und: Niedersächsische Kommunen verweigern immer häufiger die Aufnahme von Asylbewerbern.

Zwanzig Minuten Wort, 1/2 Stunde Musik der Gattung „Weltmusik“ (Chep Kader, Mysteres des voix bulgaire, türkischer Jazz...). „Daheim in der Fremde“ sucht noch nach ausländischen Musik- und Kulturgruppen, die man Vorstellen könnte. Live? „Nur zur Not,“ sagt Sodemann. Er will eine schöne Sendung machen. Bus

“Daheim in der Fremde — eine Sendung aus Bremen, Land vieler Kulturen“, jeden Samstag 19.10 bis 20.00 auf Radio Bremen 2 (88,3 bzw. 92,1 MHz.)