Deutscher Rassismus am Wochenende

■ Die Schwerpunkte der Randale lag in Brandenburg/ Verletzte Asylbewerber vor allem im Westen

Berlin (AFP/AP/taz) — Anschläge, brennende Häuser und Wohnungen, Steine, Prügel und Beleidigungen — das neue Deutschland zeigte auch an diesem Wochenende wieder, wie eine mächtige Minderheit in Ost und West mit allen Fremden umzugehen gedenkt. Mindestens fünf Asylbewerber wurden allein in Westdeutschland verletzt. Die schlimmste Randale konzentrierte sich im Land Brandenburg.

Skinheads schlugen in der niederrheinischen Gemeinde Hamminkeln (NRW) einen Jugoslawen zusammen, beraubten ihn und verletzten ihn schwer. Anschließend überfielen sie das dortige Heim mit Eisenstangen und Messern. Die Asylbewerber, Männer aus Jugoslawien und der Türkei, bewaffneten sich ebenfalls und wehrten sich, bis die Polizei kam.

Drei Verletzte forderte ein Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Engelsberg (Bayern). Die Täter flüchteten. In Gelnhausen (Hessen) verhinderte die Polizei in der Nacht zum Samstag einen Überfall auf eine Kaserne, in der 1.000 Asylbewerber Innen leben. Die Polizei nahm zwei Männer fest.

Etwa 150 Jugendliche belagerten Samstag und Sonntag nacht die Zentrale Anlaufstelle für AsylbewerberInnen (ZAST) in Eisenhüttenstadt, warfen unter Beifall der Umstehenden Steine und Brandsätze. Eine durch den Bundesgrenzschutz verstärkte Polizei hatte die ZAST, in der derzeit 2.000 Menschen wohnen, abgesperrt. Sie konnte eine Stürmung des Gebäudes verhindern und nahm 24 Jugendliche fest.

Weitere Anschläge in Brandenburg richteten sich gegen ein Asylbewerberheim in Lübbenau bei Cottbus, wo 100, teils vermummte Rechte randalierten und gegen Unterkünfte in Kremmen, Wittenberge, Lychen, Gandow-Lenzen und Prenzlau. Auch vor der Cottbuser Flüchtlingsunterkunft, die letzte Woche mehrfach angegriffen worden war, nahm die Polizei vier Jugendliche wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz fest.

In Koblenz bei Hoyerswerda warfen Unbekannte Brandsätze in ein Wohnheim für 72 Vietnamesen. Zwei Zimmer brannten aus, eine Bewohnerin wurde während des panischen Durcheinanders verletzt. Aus einer Gruppe von 15 Personen flog ein Brandsatz auf die sächsische ZAST in Chemnitz, der aber nicht zündete. Bei einer anschließenden Prügelei zwischen Rechten und Linken verletzten sich drei Beteiligte.

In Neustadt, ebenfalls Sachsen, randalierten 40 Jugendliche gegen dort lebende VietnamesInnen.

In Werdau bei Zwickau versuchten 60 Jugendliche ein Heim zu stürmen. In Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) brannte eine ehemalige Kindertagesstätte ab, die für AsylbewerberInnen genutzt werden sollte. In Trassenheide (Kreis Wolgast), in Neubrandenburg, Pritzier (Kreis Hagenow) und Ueckermünde randalierten Jugendliche mit Steinen, Eisenstangen und Brandsätzen. Auch gegen eine Unterkunft polnischer Arbeiter in Brahlstorf bei Schwerin gab es einen Anschlag.

In Berlin nahm die Polizei bei Razzien im Umfeld von Asylbewerberheimen elf Personen fest und stellte zahlreiche Waffen sicher. Ebenso konnte ein starkes Polizeiaufgebot in Bernau bei Berlin einen Angriff von etwa 80 Jugendlichen auf das Flüchtlingsheim verhindern. Der Schweriner Justizminister Herbert Helmrich kündigte an, in vier Wochen sollten die ersten Gewalttäter aus Rostock vor Gericht stehen.