Wieviele Junkies ohne Obdach?

■ Eine kleine Bremer Fragerunde mit Schwankungszuschlag

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht die Sozialsenatorin gelöchert wird, wo die vielen Junkies unterkommen sollen. „Wo sollen wir denn hin?“, fragen die Junkies. Polizeieinsätze machen nur dann Sinn, wenn die Obdachlosigkeit beseitigt ist. Nur, wieviele Junkies sind denn überhaupt obdachlos?

Merve Pagenhardt, Sprecherin des Innensenators: „Die Polizei selbst hat keine Daten. Soziales schätzt 200, wenn man die mitzählt, die in provisorischen Unterkünften untergekommen sind. Gar keine Unterkunft haben 80 bis 200.“

Andrea Frenzel-Heiduk, Sprecherin der Sozialsenatorin: „Wir wissen über die Wohnungshilfe, wie hoch der Bedarf ist. Und die sagen 150-200. 80 sind akut obdachlos, aber dazu kommen noch rund 60 Prostituierte, die irgendwo unterschlüpfen. Wir gehen von einem Bedarf von 200 aus.

Wohnungshilfe: „Daß wir die Zahlen haben, das höre ich zum erstenmal. Rufen Sie doch später nochmal an.“

Dieter Büsing, Anwohnerinitiative: „Der Polizist im Viertel sagt, hier übernachten 40-50. Soziales redet von 120 und die Grünen von 200. Wie soll man so arbeiten?“

Singe Kremer, AK Drogen: „Wir gehen von 120-200 aus, mit denen in den Nachtunterkünften. Die Zahlen haben wir im letzten Jahr bei einer Umfrage rausgekriegt, und seitdem hat sich nicht viel verändert. Sichtbar wird das Problem erst, wenn das Wetter schlechter wird.“

Elke Steinhöfel, SPD-Sprecherin Soziales: „Ich hab vor Wut geschäumt. Vor acht Wochen hat man mir 200-300 gesagt, dann hat in einem Behördenpapier 100 gestanden und gestern hab' ich gedacht, es gibt überhaupt keine. Staatsrat Hoppensack hat gesagt, daß noch Unterkünfte frei sind. Für mich gilt, was mir die Wohnungshilfe gesagt hat, 100 bis 120. Wie sollen wir denn planen, wenn wir gar nicht wissen, in welchen schuhen die Drogenpolitik steht, ob das Kindergröße ist oder Größe 50?“

Wohnungshilfe, Teil 2: „Also ich hab nochmal die Geschäftsführerin gefragt, und die weiß das auch nicht. Sie sollen doch mal beim AK Drogen oder bei der Drobs nachfragen.“

Hans-Christoph Hoppensack, Staatsrat Gesundheit und Soziales: „Es stimmt, daß im Moment nicht alle Plätze belegt sind, aber das ist im Sommer eine allgemeine Erscheinung. Wir gehen von einer erhärteten Größenordnung von 80 aus, die kein Zimmer oder gesicherten Schlafplatz haben. Dazu kommt eine ungesicherte Zahl von Leuten, die sich durchschlagen. 80 plus ein Schwankungszuschlag, das ist die Zahl von Abhängigen, für die wir im Sofortprogramm Wohnraum schaffen wollen. Daß im Moment alles Mögliche gesagt wird, dafür kann ich auch nichts.“ J.G.