Künstlerlos gezogen

■ Bremer Künstler-Kunstpreis für Constantin Jaxy

Abends um neun wurde er angerufen. „Komm schnell, zum Künstlerfest, du hast den Preis gewonnen!“ — Welchen Preis? — „Das 'Bremer Künstler-Los'“.

Constantin Jaxy, 35 Jahre alt, Künstler aus Oyten, war baß ersaunt. Weder kannte er den einzigartigen Kunstpreis, dessen TrägerIn durch ein Losverfahren bestimmt wird, noch ahnte er, daß jemand für ihn ein Los zum Preis von 100 Mark gekauft hatte.

Der Bremer Verband Bildener Künstler (BBK) organisierte dieses Jahr zum zweiten Mal seinen Künstler-Kunstpreis. Ohne Jury und ohne Sponsoren. Das Preisgeld kommt allein durch die Loskäufe zusammen. 4500 Mark stehen jetzt für Constantin Jaxy zur Verfügung, um, mit Unterstützung des BBK, in einer Galerie seiner Wahl eine Ausstellung vorzubereiten.

„Der Preis ist umstritten“, sagt Georg Ueltzen vom BBK, „aber das soll er auch sein. Natürlich nehmen wir das übliche Juryverfahren auf die Schippe. Der Preis soll nicht deshalb zählen, weil Berühmtheiten ihre Auswahl getroffen haben. Er zählt, weil er von den Künstlern selbst gestiftet ist.“

Ebenso wie das Los einen absoluten Newcomer hätte treffen können, fiel es diesmal mit Constantin Jaxy einem schon bundesweit anerkannten Künstler zu. Seine Ausstellung „Spurenelemente“ ist momentan im Freiburger Kunstverein zu sehen. Dieses Jahr erhielt er ein Arbeitsstipendium des Kunstfond Bonn e.V..

Jaxy, der Freie Kunst an der HBK in Braunschweig studierte und dort 1982 Meisterschüler war, hat seit 10 Jahren ein großes Thema: die unheimliche und faszinierende Struktur mächtig-filigraner technischer Bauten mit ihrem Licht- und Schattenspiel. Seine bis zu fünf Meter großen Leinwände zeigen perspektivisch verzerrte Hafenbauten und Kräne, Brücken- und Hallenkonstruktionen. Alle Bilder schillern in der gesamten Nicht-Farb-Palette von Schwarz bis Weiß. Kreide, schwarze Tusche und Graphit, in dessen glänzender Schicht sich die jeweilige Raumumgebung spiegelt, sind Jaxys Mittel, wenn er malt oder zeichnet.

Seit neuestem baut er seine Objekte auch im Miniformat nach und läßt sie riesig verzerrte Schatten an weiße Wände werfen. „Ich bin in Walle großgeworden“, sagt Jaxy, „und war immer vom alten Hafen angezogen. Das hab ich überallhin mitgenommen, auf den Flugplatzmoloch in New York, in den Hafen von Rotterdam.“ Constantin Jaxy hat drei Monate Zeit, seine Ausstellung zu organisieren. Kein Problem für ihn. Er stand schon vorher im Gespräch mit der „Galerie des Westens“ in Walle. Wir sollten ihn bis dahin nicht vergessen. Cornelia Kurth