Fremdenhaß, gemacht

■ In Rostock sieht man es ganz materialistisch (S.18)

Der Pressesprecher der SPD-Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern hat behauptet, daß die ausländerfeindlichen Krawalle auch mit der Art und Weise zu tun hätten, wie die Politik Asylbewerber umgeht. Die West-CDU weiß, wie das geht: man stapele in Zirndorf hunderttausende von Asylbewerber-Akten und erzähle dann zwischen Bodensee und Norderney, das Grundrecht auf individuelle Überprüfung eines Asylantrages sei ein Verfahrenshindernis.

Der Rostocker Oberbürgermeister Kilimann erklärte gestern im Bremer Rathaus, wie man Fremdenhaß im Osten macht: Man hole eine landesweite Anlaufstelle für Asylbewerber mitten in eine Hochhaussiedlung und schließe abends die Tür zu, so daß Neuankömmlinge im Freien campieren müssen. Wenn sich dann sozialer Konfliktstoff aufstaut, dann warte man ruhig ab.

Die Leute sind arbeitslos und orientierungslos und das fördert die Gewaltbereitschaft und die sucht sich irgendein Ventil — auf diese Formel reduziert sich das materialistische Menschenbild des Rostocker OB. Kein Anlaß für Wessi-Hochmut: das ist doch nur das realsozialistische Zerrbild unserer Wirtschaftswunder-Mentalität. Klaus Wolschner