Golan-Siedler besorgt

Territoriale Zugeständnisse Israels befürchtet  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Die israelischen Siedler, die auf den annektierten syrischen Golanhöhen im Norden Israels leben, sind beunruhigt. Nach der jüngsten Runde der Nahost-Gespräche in Washington möchten sie nun eine Zusage der Regierung, daß auch im Falle eines Friedensvertrages zwischen Israel und Syrien keine territorialen Zugeständnisse gemacht werden. Eine Delegation des Verbandes der israelischen Golan-Siedler wurde bei Ministerpräsident Jitzhak Rabin vorstellig, um sich eine entsprechende Zusicherung abzuholen.

Die von Eli Malka, dem Vorsitzenden des Verbandes geführte Abordnung, brachte eine detaillierte Karte des Golan mit, um zu beweisen, daß der territoriale Status quo aus Sicherheitsgründen unbedingt aufrechterhalten werden muß. Nicht nur die 32 israelischen Siedlungen, die dort seit der Eroberung des Golan errichtet wurden sind, dürften nicht gefährdet werden. Hier gehe es um die Sicherheit des Staates, dessen entscheidende Verteidigungslinien, seine (militärischen) „Ohren und Augen“ auf den Berggipfeln des Golan liegen, von wo aus das gesamte syrische Gebiet bis nach Damaskus genau beobachtet werden kann. Sollte es im Golan zu Konzessionen kommen, könnte das leicht der Anfang eines Prozesses werden, der schließlich zum „Abstieg“ Israels vom Golan führen werde.

Das Gespräch mit Rabin hat die Siedlerführer offenbar nicht beruhigt. Jehuda Wolman, Vorsitzender des Rats der Stadt- und Dorfverwaltungen im Golan, erklärte, daß jetzt eine große Kampagne gestartet werden soll, um eine Knesset-Mehrheit, also auch Abgeordnete der Arbeitspartei, für ihren Standpunkt zu gewinnen, und Öffentlichkeit gegen Konzessionen zu mobilisieren.

Der Sprecher des Ministerpräsidenten erklärte, daß Rabin seinen Gästen aus den Golan-Siedlungen die bisherige amtliche Position der israelischen Verhandlungsdelegation mit Syrien vorgetragen hat: daß die Sicherheitsratsresolutionen 242 und 338 auch für den Golan gelten, aber unterschiedlich interpretiert werden. Rabin informierte die Siedler darüber, daß er im Falle ernsthafter Verhandlungen mit Syrien nicht gewillt sei, detaillierte Informationen über die israelische Position publik zu machen. Israels Ziel sei es, einen Frieden mit Syrien herzustellen. Dabei könne man die Frage der Sicherheit nicht allein auf die Golan-Siedlungen beschränken.

Die Unterbrechung der Washingtoner Verhandlungen auf israelischen Wunsch erfolgte, weil die Gespräche mit der syrischen Delegation nur dann fortgesetzt werden können, wenn das Verhandlungsteam mit Professor Itamar Rabinovich an der Spitze neue Instruktionen von der Regierung erhält. Rabin wird in diesen Tagen entscheiden müssen, ob die israelische Delegation den Syrern verspechen kann, daß Israel im Prinzip bereit ist, Teile des Golan an Syrien zurückzugeben.

Es handle sich gegenwärtig nur um das Prinzip, und nicht um Verhandlungen über territoriale Konzessionen, erklären Beamte in Jerusalem. Sobald Israel eine prinzipielle Zusage dieser Art mache, könnten Gespräche über Zwischenlösungen beginnen. Die syrische Delegation hatte in Washington die Bereitschaft zum Frieden mit Israel erklärt, unter der Voraussetzung, daß der Golan zurückgegeben wird.