Brandsätze gegen AsylbewerberInnen

■ Auch in der Nacht zum Dienstag Anschläge in mehreren Bundesländern/ Täter konnten entkommen/ NPD-Funktionär als Anstifter verhaftet/ Haftbefehle gegen Attentäter von Gelnhausen

Berlin (afp/AP/dpa/taz) — Die Welle rassistisch motivierter Gewalt gegen Flüchtlinge nimmt kein Ende. In Quedlingburg in Sachsen-Anhalt griffen etwa 40 bis 50 Jugendliche eine Asylbewerberunterkunft mit Molotowcocktails, Feuerwerkskörpern und Steinen an. Mehrere Fensterscheiben wurden zertrümmert und drei Pkws beschädigt. Um die Randalierer sammelten sich etwa 50 Schaulustige aus den benachbarten Wohnungen. Erst nach mehr als drei Stunden konnte die Polizei die Ruhe wiederherstellen. Eine Person wurde vorläufig festgenommen, gegen drei Jugendliche wurde Strafanzeige gestellt.

In Boizenburg-Bahlen im mecklenburgischen Kreis Hagenow warfen zwei unbekannte Männer am Montag abend einen Brandsatz auf das Gelände der dortigen Asylbewerberunterkunft. Der Brandsatz entzündete sich jedoch nicht. Die Täter flüchteten in einem Auto. In Anklam warfen fünf Unbekannte ebenfalls einen Brandsatz gegen die Giebelwand eines Asylbewerberheimes. Auch hier zündete der Brandsatz nicht. Die Täter konnten entkommen. Im brandenburgischen Schulzendorf (Kreis Königs Wusterhausen) steckten unbekannte Täter zwei Autos von Asylbewerbern in Brand, die vor dem Wohnheim geparkt waren. Einer der Wagen brannte vollständig aus. Die Täter konnten flüchten. Im Ostberliner Bezirk Pankow setzten zwei unbekannte Täter gegen Mitternacht einen vor dem dortigen Asylbewerberheim geparkten Pkw mit zwei Molotowcocktails in Brand. Das Feuer wurde von den Heimbewohnern gelöscht. Die Angreifer flüchteten.

In Nordrhein-Westfalen schleuderten Unbekannte in der Nacht zum Dienstag Brandsätze auf ein Asylbewerberheim in Rösrath bei Köln. Einer der Molotowcocktails habe ein Fenster des Hauses durchschlagen, sei jedoch von den Bewohnern sofort gelöscht worden, hieß es aus dem Innenministerium. In Mülheim an der Ruhr warfen unbekannte Täter eine Übungsgranate durch ein geöffnetes Fenster in ein Asylbewerberheim. Die Granate habe jedoch kaum Schaden angerichtet.

Ein Brandanschlag auf ein Ausländerwohnheim in Marktredwitz im oberfränkischen Landkreis Wunsiedel scheiterte in der Nacht zum Montag. Die Polizei meldete, daß ein Unbekannter versucht hatte, an der Rückseite eines Übergangswohnheims für 72 AussiedlerInnen aus Rußland, Rumänien und Polen einen Brandsatz zu zünden und durch ein Fenster zu werfen. Vermutlich beim Anzünden des Molotowcocktails sei dieser zu Boden gefallen und abgebrannt, ohne Schaden anzurichten.

Die Staatsanwaltschaft Schwerin hat gegen einen NPD-Funktionär Haftbefehl wegen des Verdachts der Anstiftung zum schweren Landfriedensbruch und zur Brandstiftung erlassen. Wie ein Sprecher der Anklagebehörde am Montag mitteilte, soll der Kreisvorsitzende der Hagenower NPD 40 Jugendliche aufgehetzt haben, das Asylbewerberheim in Boizenburg in Mecklenburg-Vorpommern mit Steinen, Knüppeln und Molotowcocktails anzugreifen. Der Überfall hatte am 31.Juli stattgefunden. Gegen vier von sechs jungen Männern, die am vergangenen Samstag einen Brandanschlag auf die Asylbewerberunterkunft in der Gelnhausener Coleman-Kaserne (Hessen) geplant haben sollen, sind Haftbefehle erlassen worden. Die Anklagebehörde wirft den 19- bis 23jährigen aus Gründau versuchten Mord sowie versuchte schwere Brandstiftung vor. klh

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