Piratinnen vor Glückstadt

■ Frauenfilm mit Herzblut: Der zweite Film der Hamburger Regisseurin Alex Hai hat morgen Premiere im Curio-Haus

: Der zweite Film der Hamburger Regisseurin Alex Hai hat morgen Premiere im Curio-Haus

Liebe, Leidenschaft, Sehnsucht und Abenteuer spielen eine große Rolle in dem Film Herzblut, der morgen im Curio-Haus Premiere feiert. Die 25jährige Regisseurin und Drehbuchautorin Alex Hai will in ihrem zweiten Film die Geschichte der Freibeuterei neu beleuchten. „Viele denken bei dem Wort Piraten nur an harte Männer, die Meere und Schiffe in Angst und Schrecken versetzten, doch die wenigsten wissen, daß es auch sehr wohl Piratinnen gab“, so Alex Hai.

Mit 25 Amateurschauspielerinnen und fünf Frauen für Kamera, Ton und Technik ist der 33minütige Kurzfilm eine reine Frauenproduktion und auch nur für weibliches Publikum gedacht. Die Handlung ist recht einfach und beruht zum Teil auf wahrer Seeräubergeschichte, zum Teil entspringt sie Alex' Fantasie. Nicht im 15. Jahrhundert vor Irlands Küsten, wie die Geschichte schreibt, sondern anno 1991, elbaufwärts, vor Glückstadts Gewässern, treibt die Freibeuterin Grace O'Mally (Martina Pisbach) ihr Unwesen. Ihre Kontrahentin ist die Piratenkönigin Sascha Nemo, erdacht und gespielt von der Filmemacherin selbst.

Daneben geht es - wie kann es anders sein - um einen großen Schatz und Liebe. Jeweils eine Hälfte der heißbegehrten Schatzkarte ist im Besitz der Seeräuberinnen. Ein Zusammentreffen der beiden endet mit einer heftigen Liebesszene und schwupp, kann Grace O'Mally der ahnungslosen Sascha die halbe Karte zum Glück entwenden. Ein Degenduell, eine Ohnmacht und ein Open End beschließen die Abenteuerromanze zwischen Kitsch und Komik.

Der erste Film der Filmstudentin stammt aus dem Jahre 1989/90 und ist thematisch erheblich schwerwiegender. Er handelt von sexuell mißbrauchten Mädchen. „Ich finde es wichtig, daß wir Frauen eine Kultur mit einer eigenen weiblichen Ästhetik schaffen. Männer haben dabei einfach nichts zu suchen, es geht sie nichts an. Dabei braucht es nicht immer nur schwer und problematisch zugehen, sondern ein Film kann sehr wohl auch einfach nur unterhaltend sein. Leider gibt es jedoch kaum Damen und Herren in der Filmbranche, die solch ein Frauen- und Lesbenkonzept für förderungswürdig halten.“

Bislang werden 10 Prozent der Produktionskosten von der HfBK getragen, der Rest von Alex Hai und privaten Investoren vorfinanziert. „Wenn Frauen ihre eigene

1Kultur ohne Männer wollen, müssen sie lernen, daß im Moment nur

sie selber, diese schaffen und finan-

zieren können. Und das kann dann

eben auch schon mal mal ein wenig teurer sein.“

1Vorläufig gibt es Herzblut in Hamburg nur ein einziges Mal zu

sehen, nur wenige Kinos sind an

seiner Vorführung interessiert: der Film spricht ein zu spezielles Pulikum an. Am Freitag, um 20 Uhr,

1gibt es neben der Filmpremiere

noch ein buntes Überraschungspro-

gramm, daß die hoffentlich in Scharen von nah und fern kommenden Frauen bis zum frühen Morgen unterhalten will. Dörte Petsch