Dicke Luft im modernen Büro

■ Veranstaltungsreihe Moderne Zeiten - Gesunde Zeiten in der City Nord soll über krankmachende moderne Arbeitsplätze aufklären

in der City Nord soll über

krankmachende moderne Arbeitsplätze aufklären

„Man muß hier einen halben Kleiderschrank mitbringen“, scherzen gequält die Mitarbeiter der IBM in der City Nord. „Wenn es draußen heiß ist, brauchen wir hier was Warmes zum Überziehen, wenn es draußen kalt ist, genügt hier drinnnen ein dünnes Hemd“. Nicht nur die Klimanalagen sorgen für eine ungesunde Arbeitsatmosphäre im Büro. Auch Büroarbeit im Allgemeinen macht krank. Zu diesem Fazit kommt der Besucher der Austellung „Moderne Zeiten — Gesunde Zeiten?“, die seit gestern im Claudius Peters Hochhaus in der City Nord gezeigt wird. Auf 200 Quadratmetern haben Arbeiter und Angestellte dort ihren krankmachenden Arbeitsplatz nachgebaut.

Entgegen der gängigen Vorstellung, daß Schreibtischtäter im Warmen und Trockenen gemütlich eine Tasse Kaffee nach der anderen trinken, kann die Sitzarbeit in harte Maloche ausarten. Nicht nur Streß und Zeitdruck sind ungesund, aus Hamburgs Büroburgen sind auch andere Klagen zu hören. Neue Schlagworte wie das „Sick Building Syndrom“ machen immer häufiger die Runde. Kaum ein Neubau, der nicht diverse Schadstoffe ausdünstet. Nicht nur Teppichkleber, Lacke und Kunststoffe reizen die Nasen, in vielen Bürohäusern müssen die Beschäftigten immer noch krebserzeugende Asbestfasern einatmen.

In den meisten Büros hat schon lange der Kollege Computer Einzug gehalten, von dem sich alle Welt zunächst einmal Arbeitserleichterung erhoffte. Aber auch die Bildschirmarbeit zieht einen Rattenschwanz von Gesundheitsproblemen nach sich. Nicht nur die Augen leiden. Das monotone Hämmern auf die Tastatur kann zu so ernsten Gesundheitsschäden füh-

1ren, wie dem „RSI“-Syndrom, einer Vielzahl von Erkrankungen im Hand-, Arm- und Schulterbereich, allesamt auf Dauerbelastung zurückzuführen sind.

Zu allem Überfluß machen sich in manchen Büros die Kollegen auch noch gegenseitig fertig. Zwischenmenschliche Spannungen, unter dem neudeutschen Schlagwort

1„Mobbing“ bekannt geworden, können sich bis zu einem psychosozialen „Arbeitsunfall“ steigern. Ständige boshafte, spitze Bemerkungen der Mitarbeiter führen dann zu psychosomatischen Beschwerden und in letzter Konsequenz bleiben die Betroffenen dem Arbeitsplatz fern.

Über all die krankmachenden

1Faktoren im Büro wollen Vertreter von Gewerkschaften, Krankenkassen und ArbeitnehmerInnen in einer Veranstaltungsreihe „Moderne Zeiten — Gesunde Zeiten“ diskutieren, die noch bis zum 25. September in der City Nord läuft. Vera Stadie

Veranstaltungsprogramm erhältlich beim DGB, 2858355