Gnadenlos dämlich

■ Stadtwerke bringen Bürgermeister in Schwierigkeiten

Wenn Du in Deinem Hause einen stinkenden Haufen findest, beseitige ihn selbst. Dann stinkt es nicht so. Das, so meinen kluge Öffentlichkeitsarbeiter, ist die angemessene Strategie bei unangenehmen Affären. Bei den Stadtwerken geht es anders. Wenn öffentlich wird, daß das Unternehmen zweifelhafte Spenden- oder Begünstigungspraktiken betreibt, eiern die Verantwortlichen herum, werfen Nebelkerzen und scheuen nicht einmal vor dem Versuch zurück, eine Mitarbeiterin fristlos vor die Tür zu setzen. Das einzige vorweisbare Ergebnis ist, daß dem Bürgermeister nun vorgeworfen werden kann, in der Bürgerschaft falsche Angaben gemacht zu haben.

Nachdem die erste Stadtwerkeversion „Im März eingestellt“ so nicht mehr haltbar ist, versucht es Vorstand Willipinski jetzt mit der nächsten: Das Ende des Billigstrombezugs werde erst im nächsten Jahr sichtbar. Eine merkwürdige Übersetzung der Wedemeier-Bitte: „Sofort stoppen.“ Aber vielleicht war ja auch alles ganz anders: Vielleicht hat der Bürgermeister den Billigstrom-Bezug ja erst im Juli wegen einer Grünen-Anfrage zum Werktarif gestoppt und um die Peinlichkeit zu verringern so getan, als habe er aus eigenen Stücken schon früher verzichtet. Auf jeden Fall haben es die Beteiligten geschafft, auf ein kleines Häuflein ein großes draufzusetzen. Dafür das Prädikat: Gnadenlos dämlich. Holger Bruns-Kösters