Das Überleben des Londoner Zoos ist gesichert

■ Ming-Ming und Bao-Bao

Ming-Ming und Bao-Bao

London (taz) — Rettung in letzter Minute für den ältesten Zoo der Welt: Der Londoner Zoo, dessen Tage bereits gezählt schienen, wird nun doch nicht, wie angekündigt, zum Monatsende schließen. Immer größere finanzielle Schwierigkeiten hatten den Aufsichtsrat der Londoner Zoologischen Gesellschaft Mitte Juni zu dieser Entscheidung gezwungen. Kurz vor dem Countdown machte er sie nun rückgängig. Unverhoffte Einnahmesteigerungen und Millionenspenden ermöglichten diese Wende.

200 MitarbeiterInnen und Millionen FreudInnen des Londoner Zoos atmeten auf, als Sir John Chapple, Präsident der Zoologischen Gesellschaft, verkündete: „Dank der Anstrengung unseres Personals, unserer Freunde und der Mitglieder der Gesellschaft bleibt der Zoo auch fortan geöffnet.“

1,5 Millionen Mark hatte der Emir von Kuwait in die Zookasse gegeben, die eine Spendenkampagne noch einmal um eine weitere Million Mark aufstockte. Nicht zuletzt hatte sich die Verkündung der bevorstehenden Schließung als so werbewirksam erwiesen, daß steigende Besucherzahlen dem Zoo seitdem ein Einnahmeplus von 1,5 Millionen Mark einbrachten.

„Nun wissen wir zwar, daß der Zoo eine Zukunft hat, aber wie sie konkret aussieht, steht noch völlig offen“, so eine Sprecherin des Zoos. Etliche Sanierungspläne liegen der Zoologischen Gesellschaft derzeit auf dem Tisch, drei davon werden ernsthaft diskutiert. Während die ersten beiden Varianten das Gelände zunächst in seiner bisherigen Form belassen würden, brächte der dritte Plan viele Veränderungen mit sich. Für 61 Millionen Pfund will die Laing-Unternehmensgruppe den Zoo in ein Regenwald-Konservatorium umbauen.

Die endgültige Entscheidung kann jedoch frühestens Ende des Monats gefällt werden, wenn sich der Aufsichtsrat der Zoologischen Gesellschaft auf seiner Jahreshauptversammlung neu konstituiert hat. Während die Leitung des Zoos Optimismus verbreitet, gibt es auch kritische Stimmen. Die neuerliche Entscheidung, so meinen einige, belasse den Zoo immer noch da, wo er sich seit Jahren befinde: in völliger finanzieller und verfassungsmäßiger Unordnung.

Der berühmte Londoner Zoo im Regent's Park öffnete als erster der Welt vor 164 Jahren seine Pforten. Inzwischen sind viele seiner Gebäude und Gehege veraltet. Werbewirksame Bewohner sind derzeit die beiden Riesenpandas Ming-Ming und Bao-Bao. Ihnen und den restlichen mehr als 6.000 Tieren bleibt durch die Aufhebung des Schließungstermins vorerst ein Umzug in andere Zoos oder Tierparks erspart. Antje Passenheim