Die Antwort auf „Rudis Tier-Show“

■ Herausgeber Wulf Beleites zu seiner neuen Zeitschrift „Kot und Köter“

Der Hamburger Journalist Wulf Beleites, 45, hat tatsächlich für seine Zeitschrift „Kot und Köter“ in dem IG-Medien-Magazin „Publizistik & Kunst“ (Aug/92) die dazugehörige Titelschutzanzeige veröffentlichen lassen.

taz: Was hat Sie zu der Gründung von „Kot und Köter“ veranlaßt?

Wulf Beleites: Der tägliche Ärger mit diesen Vierbeinern, besonders in der Großstadt. Entweder wird man gebissen oder kann gebissen werden, sowohl als Erwachsener als auch als Kind. Ich bin Vater eines vierjährigen Sohnes. Außerdem tritt man ständig in Hundescheiße auf dem Bürgersteig oder Spielplatz, und das bringt überhaupt kein Glück. Und die unangenehme Belästigung durch Gekläffe in Wohnungen und dem öffentlichen Leben.

Gab es ein Schlüsselerlebnis?

Den Anstoß lieferte die Diskussion über Kampfhunde, die führte dann zu der allgemeinen Köterdiskussion.

Sind Sie oder Ihr Sohn schon mal gebissen worden?

Nein, aber ich hatte ein frühkindliches negatives Erlebnis. Mein Großvater hatte einen Spitz, ein fieser Kläffer, Beißer und Zwicker.

Wie sieht das Konzept der Zeitschrift aus?

Ein Dummy wurde schon erstellt, und wir gehen davon aus, mit einer bundesweiten Auflage von 20.000 zu starten. Nach der Titelschutzanmeldung trudeln auch schon die ersten Abo-Bestellungen ein, bislang um die 100, sogar aus Österreich. Geplant sind 48 Seiten, zum Preis von drei Mark. Angestrebt ist monatliches Erscheinen.

Und welches Zielpublikum streben Sie an?

Potentielle Hundehasser, -feinde und alle Gefährdeten. Wir wollen auch mit Elterninitiativen und der Postgewerkschaft zusammenarbeiten.

Wegen der Postboten etwa?

Ja! Das alte Klischee, aber es stimmt.

Gibt es für „Kot und Köter“ genug Themen?

Reichlich! Geplant sind zum Beispiel Reportagen vom Spielplatz, zu der Forderung „Waffenscheine für alle Köter“ oder auch über die Hamburger Milchkarrenhunde um die Jahrhundertwende.

Da werden Hunde ja sinnvoll eingesetzt. Demnach haben Sie auch nichts gegen Blindenhunde, wie beispielsweise der Hundefanatiker und Schauspieler Gerd Haucke?

Den Haucke werden wir natürlich auch versuchen zu engagieren. Der hat ja in einer Talkshow gesagt, die Rolle der Blindenhunde könnten auch Asylanten übernehmen. Der Meinung sind wir nicht. Ebenso sind kulturhistorische Themen dabei, über Hunde in anderen Kulturen, wie bei den Koreanern.

Welche Bedeutung haben die koreanischen Hunde?

Die landen im Topf.

Das ist doch eine Geschichte.

Nein, nein, nein, es gibt auch wunderschöne Hunderezepte.

Drucken Sie die auch ab?

Ja, ja natürlich, wir sind doch der Wahrheit verpflichtet. Auch Wissenschaftliches soll erscheinen. Über die Absurdität des Kläffens. Die Tiere haben ein unsinniges Bellverhalten.

Ziehen Sie da Hundepsychologen zu Rate?

Wir haben eine Untersuchung von Verhaltensforschern vorliegen, die das Bellen mal aufgeschlüsselt haben. Hunde fangen ihr Bellen mit einem Knurrlaut an, nach dem Höhepunkt des Bellens kommt wieder ein Knurren, und das Bellen endet mit einem Knurrlaut. Das heißt, sie geben Signale, die in sich total widersprüchlich sind. Knurren heißt: Geh weg! Bellen: Komm her! Also, sie sagen abwechselnd: Geh weg, komm her, geh weg, komm her, geh weg.

Bekommen sie genug Anzeigen für ihre Zeitschrift zusammen?

Die Schwierigkeit ist wohl, daß wir im Anzeigenaufkommen noch unter der taz liegen werden.

Werbung für Katzenfutter läge doch auf der Hand.

Wäre natürlich theoretisch drin, aber die sind so seriös, daß die wohl nicht im Blatt werben würden, zumal oft dieselben Konzerne auch den Hundefraß vertreiben.

Wann soll die erste Ausgabe von „Kot und Köter“ erscheinen?

Zum Jahresende.

Vielen Dank für das Gespräch. Interview: csg