Menschenschicksale in Zahlen

■ In der Welt brodelt es. Die schutzsuchenden Flüchtlinge und Asylanten sind ein deutlicher Beleg dafür. Und alle müssen untergebracht werden. Eine unkalkulierbar schwierige Aufgabe.

sind ein deutlicher Beleg dafür. Und alle müssen untergebracht werden. Eine unkalkulierbar schwierige Aufgabe.

Sammelunterkünfte, Wohnschiffe, Wohnwagen, Billighotels, Containerdörfer, Kasernen, Notprogramme - der wachsende Zustrom von Asylbewerbern, Aussiedlern und Kriegsflüchtlingen bringt die MitarbeiterInnen in der Sozialbehörde (BAGS) immer mehr ins Schwitzen. Ein aufwendiges Bemühen, für das sie immer weniger Dank ernten.

Waren nach den Worten von Sozialsenator Ortwin Runde die

1treffsicheren Prognosen über die Zuwanderung von Ausländern schon immer schwierig, gestalten sie sich spätestens nach den tiefgreifenden Veränderungen im Osten als scheinbar unmöglich. So verkündete der Sozialsenator im November 1991, daß der Senat den Bau von zehn Pavilliondörfern in den Bezirken beschlossen habe, um die kostenintensive Unterbringung in den Billigpensionen abzubauen. Zwischen 150 und 250 Asylbewer-

1ber sollen in den Holzhäusern einquartiert werden. Daß sich dies als nicht unproblematisch erwies, mußte die BAGS im April dieses Jahres bekennen: Verzögerung bei der Herrichtung der drei Plätze in Wandsbek und den zweien in Eimsbüttel ergäben sich nicht nur aus bauordnungsrechtlichen Gründen, sondern auch aufgrund von Bürgerprotesten, verkündete sie lapidar. Besonders die wohlbetuchten Bewohner der wenig dicht besiedelten

1Stadtteile übten sich im Verhindern.

Der anvisierte Abbau der Pensionsunterbringung scheint indes durch die neuesten Entwicklungen Schnee von gestern. Mitte August drohte plötzlich das Schreckgespenst der Unterbringung von Flüchtlingen in Turnhallen, Bunkern oder Zelten. Meldete Senator Runde noch im April rückläufige Zahlen, stellte sich das Bild nach dem Sommer wiederum völlig anders dar: Im ersten Halbjahr 1992 waren in Hamburg 7087 Erstanträge auf Asyl gestellt worden. Diese bedeute, so die BAGS, im Vergleich zum Vorjahr eines Steigerung um fast ein Drittel. Hauptherkunftsländer der Flüchtlinge sind Jugoslawien, Rumänien und Nigeria.

Für Asylbewerber gibt es derzeit 9616 Plätze in Gemeinschaftsunterkünften, hinzu kommen 1480 Betten zur Erstunterbringung auf den Wohnschiffen und rund 4000 Schlafplätze in Pensionen. Ab Oktober rechne man damit, daß monatlich eins der zehn geplanten Pavilliondörfer für je 200 Menschen fertiggestellt werde. Dennoch fehlen momentan 1000 Plätze. Die sollen nun durch zehn neue Containerdörfer geschaffen werden.

Not macht erfinderisch: Im Meistern dieser schwierigen Situation zeigt die BAGS immer mehr Professionalität. Die zeigen jedoch auch die Verhinderungsapostel. Allerdings mit immer durchschaubareren Argumenten. sako