Schläger mit schiefem Mund

■ Prozeß wegen Polizeiprügel begann / "16E"ler erinnern sich an nichts

begann/ »16E«ler erinnern sich an nichts

Mit einer umfangreichen Beweisaufnahme hat gestern vor dem Landgericht der Schmerzensgeldprozeß von Lutz Priebe gegen die Hamburger Polizei begonnen. Priebe verlangt 2500 Mark Wiedergutmachung, weil Beamte des berüchtigten Reviers 16 (Lerchenstraße) ihm am 20. August 1989 das Nasenbein zertrümmert hatten.

Priebe gibt an, damals nach seiner Festnahme in gefesseltem Zustand von „16E“-Fahndern in der Wache an den Haaren gepackt und mehrfach mit dem Kopf auf eine Tischplatte geschlagen worden zu sein. Priebes Angaben wurden gestern vom Journalisten Andreas Herzau bestätigt. Herzau: „Man konnte sehen, wie sie ihn in die Mangel genommen und verdroschen haben.“ Dabei sei Priebe „mehrmals mit den Kopf nach unten gestoßen worden.“ Auch Schläge in den Rücken — womöglich mit Knüppeln — und Schmerzensschreie erinnerte Herzau. Und die Schläger? „Ich erinnere mich an einen mit schiefem Mund.“

Bestätigt wurden diese Angaben von Priebes Bruder Bernd, Theologie-Student, der damals ungewollt Augenzeuge geworden war. Er sah seinen Bruder über einen Tisch gebeugt, als Beamte „von hinten auf seinen Rücken schlugen.“ Gab es Widerstand? Bernd Priebe: „So wie mein Bruder über'm Tisch lag, konnte er sich gar nicht wehren, das war unmöglich.“

Die beteiligten „16E“-Schichtler Peter Claußen und Thomas Krollmann hatten gestern heftige Gedächtnislücken: Sie erinnerten zwar, daß Priebe „erheblichen Widerstand“ geleistet und „getreten“ habe, wie es aber zu dem angeblichen Sturz auf die Lehne eines Stuhl gekommen ist, wobei sich Priebe das Nasenbein gebrochen haben soll, konnten sie nicht erklären. Claußen: „Ich kann mich nicht daran erinnern.“ Krollmann: „Das kann ich nicht mehr sagen.“ Richter Detlev Timmermann stutzig: „Es ist schon erstaunlich, daß sie nicht mehr erinnern, wie die Person zu Fall gekommen ist.“ Fortsetzung des Verfahrens: 4. Dezember. Kai von Appen