Grüne Punkte in gelben Säcken

■ Im Kreis Osterholz startet am Montag die Wertstofftrennung beim Hausmüll

Was sich in Bremen womöglich noch lange hinziehen wird, kommt im Nachbarkreis Osterholz jetzt in Gang: Ab Montag wandert der Müll mit dem grünen Punkt in gelbe Recyclingsäcke. Das Duale System schlägt zu. Und schon laufen bei den Beratungsstellen die Drähte heiß: Soll wirklich, wer bislang brav seine Flaschen, Aludeckel und Pappdeckel getrennt gesammelt hat, jetzt alles in die gelbe Tüte stecken? Muß man die Joghurtbecher ausspülen? Wo deponiert man so lange Zeit — es wird 14-tägig abgeholt — die halbvollen Sammeltüten?

Beratungsbedarf besteht reichlich: Die Erfahrungen in anderen Bundesländern haben gezeigt, daß viele BürgerInnen das System grundsätzlich nicht verstehen. Fatale Folgen: Die DSD-Säcke werden mit normalem Hausmüll gefüllt, Leute entsorgen so ihre hingeschiedenen Katzen, oder wegen lauter Schimmel und Gammel muß der mühsam getrennt gesammelte Abfall doch auf die Deponie / in die Verbrennungsanlage. Die zentrale Idee des gigantischen DSD-Projektes ist ja, daß recyclebare Abfälle „positiv besetzt“ werden: nicht mehr ex & hopp & aus dem Sinn. Künftig muß man immer an die armen Sortierer an der Müllsortierungsanlage in Pennigbüttel im Teufelsmoor denken, denen der schimmelige Nußjoghurt über die Finger läuft.

Der DSD-Müll sollte also in einigermaßen appetittlichem Zustand eingetütet werden. Denn bis auf Metalle, die magnetisch aussortriert werden, wird dort der Abfall von Hand getrennt. Logisch, daß man diesen Müllwerkern die Arbeit erleichtert, wenn man nicht verschiedene Verpackungsmaterialien ineinanderstopft.

Und Bremen? Am Ende kommt auch über unsere Landesgrenzen hinweg der gefürchtete Mülltourismus in Gang und Bremer Grünpunktsammler verklappen im Dunkeln in Lilienthal. Immerhin ist in umgekehrter Richtung schon heute regelmäßig zu beobachten, wie aus Autos mit ROW- Kennzeichen Berge alter Zeitungen entladen werden — bei Lestra in Horn, am Dobben ... taz / Foto: W.Steinberg