Kinderhorte morgens geschlossen?

■ Bremer Sozialbehörde: Zusätzliche Hortplätze nur bei Einsparungen

Eine 15prozentige Hortversorgung der 6-12jährigen Kinder hatte der Bremer Senat bis 1995 versprochen. Doch jetzt soll erst einmal wieder kräftig gekürzt werden. „Das Amt für Soziale Dienst (ASfD) hat den Auftrag erhalten, verhältnismäßig kurzfristig zu prüfen, ob die Öffnungszeiten der bestehenden Hortgruppen in den Vormittagsstunden verkürzt werden können.“ Mit diesem Satz beginnt ein Rundschreiben, daß das AfSD an sämtliche Hortgruppen und ihre Elternbeiräte geschickt hat. Daran ist ein Fragebogen geheftet, in dem Eltern, ErzieherInnen und die Sozialarbeiter ankreuzen sollen, ob „das augenblickliche Zeitangebot des Hortes dem Bedarf der Eltern bzw. den Bedürfnissen der Kinder“ entspreche. Bis zum nächsten Freitag müssen die insgesamt 138 Hortgruppen abgefragt sein. Die Idee des ASfD: Weil die Hortkinder (6-12 Jahre) vormittags in der Schule unterrichtet werden, müßten die ErzieherInnen morgens auch nicht arbeiten.

„Das geht an unsere Substanz“, reagierte die Leiterin eines KTHs. „Man kann uns doch nicht jede Minute Inhalt klauen.“ Wenn das umgesetzt wird, kommen die Kinder nur noch zum Mittagessen und für die Schulaufgabenbetreuung. Inhaltliche Arbeit ist dann nicht mehr möglich.

„Wir wollen lediglich überprüfen, ob sich das Angebot morgens für die Kinder und Eltern überhaupt lohnt“, versichert die Sprecherin der Sozialsenatorin, Andrea Frenzel-Heiduk.

Bei den Personalräten ist man skeptisch. „Wir tragen die Fragebogen-Aktion nur, weil wir davon ausgehen, daß das Ergebnis überwältigend für das Morgenangebot sprechen wird“, erklärte Personalrätin Monika Geschwind. „Es ist nicht so, daß die Kolleginnen morgens nur Däumchen drehen“, erklärte Personalrat Erwin Böhm. Der Personalrat bestehe darauf, bei der Auswertung der Fragebögen präsent zu sein.

Ein Zuckerbrot hat die Behörde den Hortern angeboten: Wenn die Hortstunden morgens gekappt werden, können andere Projekte nachmittags möglicherweise bis sechs Uhr offen halten. Geplant sind neun Lücke-Projekte, die in verschiedenen Jugendfreizeitheimen je 20 Kinder betreuen können. Außerdem soll das Modell der Halbtagsschule in Bremen angeschoben werden: Hier können die Kinder auch bei Unterrichtsausfall bis mindestens 12 Uhr mittags betreut werden.

Völlig ungeklärt ist auch noch das Problem der Arbeitsverträge. Wer als ErzieherIn oder SozialarbeiterIn an einem Hort eine feste, volle Stelle hat, würde durch die Kürzung des Morgenangebotes nicht mehr auf die volle Stundenzahl kommen. „die Folge wird sein, daß die Leute wie verrückt durch die KTHs springen werden“, erzählt eine Erzieherin. Es gibt in diesem Bereich ohnehin eine hohe Fluktuation, weil die Arbeitsbedingungen immer schlechter werden“, klagt sie.

Das Amt teilt dazu lapidar mit: „Die Realisierung zusätzlicher Plätze ist ... nur zu erreichen, wenn der Anspruch der Ganztagsbetreuung im Hort aufgegeben wird.“ mad